Der geistliche Kampf

Autor: Markus Rex

 

Das NT spricht an mehreren Stellen von einem Kampf, den wir als Christen zu kämpfen haben. Doch leider herrscht bei diesem Thema eine erhebliche Verwirrung, besonders unter den pfingstlich-charismatisch geprägten Gläubigen. (Die anderen lehnen dieses Thema oft von vornherein ab.) Da haben sich bestimmte Begriffe wie „geistliche Kriegsführung“, „spirituell maping“ u.a. etabliert, in denen der Fokus auf dem Teufel und seinen bösen Mächten liegt, die bekämpft werden müssen. Tragischerweise haben manche über diesen geistlichen Kampf eine Vorstellung entwickelt, die einfach nur ihrer eigenen Phantasie entspringt und jeder biblischen Grundlage entbehrt. Im Folgenden werde ich anhand der Bibel zeigen, um welche Art von Kampf es sich tatsächlich handelt und wo er stattfindet.

An diesen Kampf werden wir vom Römer- bis zum Judasbrief immer wieder hingewiesen. Hauptsächlich fünf Begriffe (im grch. Grundtext) werden im NT dafür verwendet, nämlich: Ringkampf, Faustkampf, sportlicher Wettkampf, juristischer Rechtskampf und der militärische Feldzug bzw. die Kriegsführung. Diese Begriffe wurden schon im Altertum auch im übertragenen Sinne gebraucht, um die vielfältigen Konflikte und Kämpfe des Alltags zu umschreiben. Auch heutzutage kennen wir Wortgefechte, manchmal müssen wir uns mit Behörden „herumschlagen“, Hochwasser „bekämpfen“ oder uns in einem juristischen Streitfall behaupten.

Genauso werden diese Kampfbegriffe auch im NT metaphorisch gebraucht. Jedenfalls dürfen wir nicht den Fehler begehen, uns den geistlichen Kampf als tatsächlichen Kampf mit blanken Fäusten gegen den Teufel oder wortwörtlich als einen Ringkampf gegen unsichtbare Geister vorzustellen. Die Gemeinde muss auch nicht in militanter Weise gegen die Mächte des Bösen „aufmarschieren“. Solche Vorstellungen sind absurd.

Zunächst einmal einige Bibelverse dazu. Ich empfehle dir, diese Stellen in ihrem Kontext sorgfältig zu studieren, bevor du den Lehrbrief weiterliest.


1. Korinther 9:26

So laufe ich nun nicht wie aufs Ungewisse; ich führe meinen Faustkampf nicht mit bloßen Luftstreichen, sondern ich bezwinge meinen Leib und beherrsche ihn …

2. Korinther 10:3-4

Denn obgleich wir im Fleisch wandeln, so kämpfen wir doch nicht nach Art des Fleisches; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen …

Epheser 6:12

… denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen.

Philipper 1:27

… daß ihr fest steht in einem Geist und einmütig miteinander kämpft für den Glauben des

Evangeliums …

1.Timotheus 1:18-19

… damit du durch sie gestärkt den guten Kampf kämpfst, indem du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst.

1. Timotheus 6:12

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du auch berufen bist und worüber du das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen abgelegt hast.

2. Timotheus 4:6

Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt.

Hebräer 12:4

Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde.

Judas 1:3

… hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist.

Wenn wir die verschiedenen Puzzleteile, also die Verse zum Thema „Kampf“ die uns das NT liefert, zusammenfügen, sehen wir das Bild von einem Kampf, der hauptsächlich mit unserem Glauben zu tun hat. Natürlich nicht in der Weise, dass wir einen Religionskrieg führen. Es geht weitestgehend darum, Gott die Treue zu halten.

Auf unserem Glaubensweg erleben wir Anfeindungen, Verfolgungen und Leiden um Christi willen. Auch gibt es Angriffe auf den „ungeheuchelten“, d.h. echten Glauben aus den eigenen Reihen durch falsche Lehre bzw. Vermischung der Wahrheit mit weltlichen Ideologien, Philosophien und religiösem Gedankengut. Hier im Glauben zu bleiben und darüber hinaus noch im Glauben zu wachsen, nennt die Bibel einen Kampf. Wir werden aufgefordert, uns darin gegenseitig zu unterstützen (durch Gebets-„kampf“ Rö.15:30; Kol.4:12).

Natürlich steht letztlich der Teufel hinter allem – er ist unser hauptsächlicher Gegner. Die Bibel spricht u.a. von listigen Anschlägen, die er plant, um uns vom Weg Gottes abzubringen. Der Teufel greift uns an mit Versuchung, Täuschung, Lüge, etc. (2.Kor.11:1-3; 2.Tim.2:26; 1.Tim.5:15; Eph.2:1-3). Er versucht uns vom vom Willen Gottes abhalten und dazu zu bringen ihm selbst zu gehorchen – bewusst oder unbewusst. Kurz gesagt, er will, dass wir sündigen. Denn dadurch verlieren wir unsere geistliche Kraft und können nur noch wenig oder keine Frucht mehr für Gott bringen. Der Teufel behält so die Oberhand in unserem Leben und Umfeld.

Zu diesem Zweck greift er uns in unserem “Fleisch” an, das ist unsere gefallene menschliche Natur. Das „Fleisch“ ist unsere Schwachstelle. In unserem Fleisch steckt der Sündenkeim, und außerdem ist die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott (Rö.8:3-7). Der fleischliche Wandel ist also genau das Gegenteil von einem Gott wohlgefälligen Leben, und zwar mit allen bitteren Konsequenzen. Der Grund weshalb der Teufel bei etlichen Christen ein leichtes Spiel hat, liegt darin, dass sie zu oft nach Lust und Laune leben. Sie lassen sich vom Spaßfaktor bestimmen und nicht von dem, was in Gottes Augen richtig ist. Sünde macht Spaß, zumindest am Anfang. Sonst würde kein Mensch mehr sündigen wollen.

Der Prozess der Heiligung, bei dem es darum geht, immer weniger nach den Lüsten des Fleisches, sondern stattdessen immer mehr nach Gottes Willen zu leben, ist ein Hauptthema in den ntl. Briefen. Wiederholt werden die Gläubigen dazu angehalten, bezüglich ihres Fleisches etwas zu unternehmen und seinen Lüsten nicht zu folgen. Aussagen wie: das Fleisch kreuzigen, den alten Menschen ablegen u.ä. sind im Kern Synonyme für dieselbe Sache. Als Christen tragen wir die Natur der neuen Schöpfung nach Gottes Wesensart in uns. Gleichzeitig stecken wir in unserem „Fleisch“ bzw. Körper, solange wir auf dieser Erde leben. Das heißt, solange wir leben sind wir den Verlockungen der Sünde ausgesetzt. Manche Leute wollten schon Dämonen aus sich und anderen in einer Weise austreiben, dass die Lust zu sündigen weg ist. Doch das Problem sind hierbei nicht die Dämonen und unreinen Geister, sondern das Fleisch, und das muss ans Kreuz. Das Fleisch zu kreuzigen bedeutet, es festzunageln und somit wirkungslos zu machen. Aber es lebt noch und kann uns locken, wenn wir unachtsam sind (Jak.1:14). Genau das ist der Konflikt, in dem wir stehen. Wenn es so etwas wie eine geistliche Kriegsführung gibt, dann ist es genau dieser Konflikt, den das NT wie folgt beschreibt:

1. Petrus 2:11

Geliebte, ich ermahne euch als Gäste und Fremdlinge: Enthaltet euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten (wörtl.: Krieg führen).

2. Korinther 10:4-6

… denn die Waffen unseres Kampfes (wörtl: Kriegsführung) sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen, so daß wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und jeden Gedanken gefangen nehmen zum Gehorsam gegen Christus, und auch bereit sind, jeden Ungehorsam zu bestrafen, sobald euer Gehorsam vollständig geworden ist.

Der Teufel steht zwar hinter all´ dem und zieht die Fäden, doch es ist bemerkenswert, dass der Teufel in den o.g. Versen gar nicht erwähnt wird. Das sind die einzigen Bibelstellen (zusammen mit 1.Tim.1:18) wo im NT von „Kriegsführung“ (grch.: strateia) die Rede ist. Die tatsächliche geistliche Kriegsführung hat also mehr mit unserem Fleisch und unseren Gedanken zu tun, als mit dämonischen Mächten. Hier befindet sich das wirkliche Schlachtfeld. Eine fleischliche Gesinnung und ein unerneuerter Sinn bzw. weltliches Denken sind die gefährlichen Schwachstellen auf unserer Seite. Die Art und Weise unseres Kampfes sieht dann so aus, dass wir unser Denken mit dem Wort Gottes erneuern und uns um geistliche Reife bemühen, schließlich im Geist wandeln und die Lust des Fleisches nicht mehr vollbringen (Gal.5:16). Wenn du nicht glaubst, dass das ein Kampf sein kann, dann bete und studiere doch einmal, während gerade deine Lieblingsfernsehsendung läuft.

Das Mittel, mit dem der Teufel uns angreift, um uns zur Sünde zu verleiten, ist die Welt (Jak.4:4). Durch Gedankengut, moralische Maßstäbe bzw. Missstände und Modetrends der „Welt“ will der Teufel uns beeinflussen und vom guten Weg Gottes abbringen. Wir leben zwar in der Welt, dürfen aber nicht mit ihr liebäugeln (1.Joh.2:15-17). Wir müssen hier klar zwischen Freund und Feind unterscheiden.

An dieser Stelle komme ich nicht umhin, den Sieg Jesu zu betonen. Ohne Seinen Sieg am Kreuz wäre unser Kampf von vornherein aussichtslos.

Jesus hat die Herrschaften und Gewalten entwaffnet (Kol.1:15), den Teufel unwirksam gemacht (1.Mos.3:15; Hebr.2:14), den Tod besiegt (1.Kor.15:54-57), die Welt überwunden (Joh.16:33), uns von der Knechtschaft der Sünde befreit (Joh.8:34-36; Röm.6:17,22) und die Hölle erobert (Eph.4:8; Off.1:17-18).

Die o.g. Hinweise der Bibel machen deutlich, dass Jesus die Schlacht bereits geschlagen und gewonnen hat. Fortan sitzt Er zur Rechten Gottes und zwar hoch erhöht über den Teufel und alle seine Gewalten und Finsternismächte (Eph.1:21).

Die Kämpfe, die wir in unserem Glaubensleben noch zu bestehen haben, dürfen wir somit nicht isoliert vom Sieg Jesu betrachten. Denn alles, was Jesus tat, tat Er ja für uns. Er hat für uns “gekämpft” und somit ist Sein Sieg ist auch unser Sieg (1.Kor.15:57; 2.Kor.2:14). Immer wieder betont das NT, dass wir durch Christus Überwinder sind, ja sogar mehr als das. Wir überwinden weit, durch den der uns geliebt hat (Röm.8:37; 1.Joh.1:13-14, 4:4, 5:4-5; Off.12:11).

Der Feind ist besiegt und wir sind in Christus über ihn gesetzt. Das ist unsere Ausgangsposition bei allen geistlichen Konflikten.

Es gibt nur zwei Bibelstellen, die zum Ausdruck bringen, dass wir gegen etwas zu kämpfen haben: Hebräer 12:4 gegen Sünde und Epheser 6:12 gegen Finsternismächte. Auf Letzteres will ich noch etwas genauer eingehen.

Epheser 6:12

… denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen.

Dieser Vers wird häufig benutzt, um geistliche Kriegsführung zu rechtfertigen. Unter einem geistlichen Krieg wird dabei im allgemeinen verstanden, dass die Christen sowohl im Einzelnen, als auch als ganze Gemeinden direkt gegen den Teufel und die Finsternismächte ankämpfen.

Manchen Leute stellen sich diesen Kampf so vor, dass sich im geistlichen Bereich zwei Armeen gegenüberstehen. Auf der einen Seite steht die Schar der Gläubigen und auf der anderen Seite der Teufel und alle Finsternismächte. Beide Seiten kämpfen nun um die Vorherrschaft auf der Erde, um Territorien, Völker und Länder. Denn, so meint man, bevor wir die Menschen effektiv mit dem Evangelium erreichen können, muss zuvor der Teufel, unter dessen Herrschaft sie stehen, besiegt werden.

Nicht selten werden zu diesem Zweck Städte umwandert (wie bei Jericho), in Zungen herumgeschrien (was Gebetskampf genannt wird) oder zu speziellen Gebetskämpfen werden Berge oder Hochhäuser aufgesucht (um dem „Fürsten in der Luft“ direkt entgegenzutreten) und anderes mehr. Um die Notwendigkeit und die Art und Weise dieses Kampfes biblisch zu untermauern, werden o.g. Bibelverse aus dem Zusammenhang gerissen oder militärische Konflikte und andere Ereignisse im AT „vergeistlicht“ und dadurch falsch interpretiert.

In einer kriegerischen Auseinandersetzung gewinnt über kurz oder lang die stärkere Armee. Den Krieg gegen den Teufel und seine Armee hat Jesus bereits gewonnen (siehe Eph.1). Diese Art von geistlichem Kampf gibt es also für uns Christen nicht mehr. Nirgendwo berichtet die Bibel von einem Kampf, bei dem die Gläubigen direkt gegen den Teufel kämpfen bzw. besiegen müssten – auch nicht bei Daniel (studiere dazu sorgfältig die Kapitel 9-11).

Wenn wir den ganzen Abschnitt Eph.6:10-20 im Zusammenhang sehen, finden wir schnell heraus, wie der geistliche Kampf gegen die dort beschriebenen Mächte tatsächlich aussieht. „Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels (v.11) … damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten (stehen bleiben) könnt (v.13). So steht nun fest … (v.14). Dieses Stehen, Widerstehen und Standhalten stimmt auch mit Jak.4:7 und 1.Petr.5:8-9 überein. Bei Anfeindungen bleiben wir standhaft, wir widerstehen den Versuchungen und wenn der Teufel mit Lügen kommt, behaupten wir uns mit der Wahrheit. Die geistliche Waffenrüstung bedeutet nicht, dass wir wie die alten Ritter mit Schild, Schwert und Harnisch kämpfen. Sie beschreibt einfach nur verschiedene Aspekte unserer Erlösung bzw. Wahrheiten des Wortes Gottes, die wir im Alltag ausleben. Wir sind Täter des Wortes. Dabei weichen wir keinen Fußbreit zurück und geben dem Teufel keinen Raum (Eph.4:27).

Außerdem beten wir allezeit im Geist mit Wachen und Ausdauer (v.18). Natürlich gehen wir, wenn wir für unsere Stadt, unser Land oder einzelne Menschen beten, hin und wieder auch konkret gegen böse Mächte vor, indem wir ihnen im Namen Jesu gebieten. Doch dabei „bekämpfen“ wir sie ja nicht, sondern stellen uns auf den Sieg Jesu. Auch geschieht das nicht nach unserem Gutdünken, sondern auf Impulse des Heiligen Geistes hin.

Jesus sagte, wenn wir wachen und beten, fallen wir nicht in Anfechtung und Versuchung, denn „der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach“ (Mt.26:41). Damit sind wir wieder beim „Fleisch“.

Wenn wir den Kontext des NT beachten, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich bei unserem geistlichen Kampf gegen den Teufel, die Sünde, das Fleisch und die Welt um ein und denselben Konflikt handelt. Er wird lediglich von unterschiedlichen Gesichtspunkten aus betrachtet.
Wenn wir diesen Konflikt richtig beleuchten, den Sieg Jesu dabei beachten und unsere Position in Christus verstehen, kämpfen wir nicht auf verlorenem Posten, sondern triumphieren in Christus (2.Kor.2:4).

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