Der bessere Bund
Autor: Markus Rex
Es gab einen alten Bund und es gibt einen neuen Bund. Als Jesus das Abendmahl einsetzte, sprach er: »Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut« (1 Kor 11,25). Die Erlösung durch das Blut Jesu setzte den neuen Bund in Kraft. Als Gläubige leben wir jetzt im neuen Bund. Im Hebräerbrief geht es in weiten Teilen um eine Gegenüberstellung des alten und des neuen Bundes. Als Schlussfolgerung wird uns der neue Bund als der bessere Bund vorgestellt.
Hebräer 7,22
… insofern ist Jesus umso mehr der Bürge eines besseren Bundes geworden.
Hebräer 8,6
Nun aber hat er einen umso erhabeneren Dienst erlangt, als er auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der aufgrund von besseren Verheißungen festgesetzt wurde.
Wenn wir allein den Segen des alten Bundes mit dem der Erlösung vergleichen, gibt es kaum einen Unterschied. So heißt es zum Beispiel in 5 Mose 7,12-15: »… so wird der HERR, dein Gott, auch dir den Bund und die Gnade bewahren … und er wird dich lieben und dich segnen und mehren … und der HERR wird jede Krankheit von dir abwenden…«.
Der Segen der Erlösung beinhaltet: »Er hat unsere Gebrechen weggenommen und unsere Krankheiten getragen« (Matth 8,17). »Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden« (1 Petr 2,24). »Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten« (Jak 5,15).
Weiter heißt es in 5 Mose 8,18: »So gedenke doch an den HERRN, deinen Gott — denn Er ist es, der dir Kraft gibt, solchen Reichtum zu erwerben —, damit er seinen Bund aufrechterhält, den er deinen Vätern geschworen hat, wie es heute geschieht«.
Die Erlösung schließt auch diesen Segen mit ein: »Obwohl er (Christus) reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet« (2 Kor 8,9). »Gott aber ist mächtig, euch jede Gnade im Überfluss zu spenden, sodass ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk« (2 Kor 9,8). »Mein Gott aber wird allen euren Mangel ausfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus« (Phil 4,19).
Es gibt eine andere Verheißung im alten Bund, die nicht vordergründig den materiellen Segen für uns im Blick hat, sondern mehr Gottes Anliegen zeigt: »Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; denn die ganze Erde gehört mir, ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein!«(2 Mos 19,5-6).
Auch diese Aussage kommt uns aus dem Neuen Testament bekannt vor: »Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums … die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid (1 Petr 2,9-10). »Und hast uns zu Königen und Priestern gemacht für unseren Gott« (Off 5,10). Die Gläubigen des Neuen Bundes sind »Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen« (Eph 2,19).
Gott wollte schon immer ein Volk, das willig in seinen Wegen wandelt und in dessen Mitte er wohnen kann, um sie auf diese Weise reichlich zu segnen. »O, dass doch mein Volk mir gehorsam wäre, und Israel in meinen Wegen wandelte … ihre Zeit würde ewiglich währen! Und Er würde sie mit dem besten Weizen speisen; ja, mit Honig aus dem Felsen würde ich dich sättigen!« (Ps 81,14-17).
Dass der neue Bund besser als der Alte ist, wird häufig so verstanden, dass er mehr Segen für uns bereithält. Also wenn Gott sein Volk schon damals heilte und versorgte, wie viel mehr wird er es jetzt für seine Gemeinde tun. Tatsächlich dürfen wir neben der Vergebung der Sünden auch den materiellen und physischen Segen des neuen Bundes für uns erwarten, aber diese Betrachtungsweise trifft nicht den eigentlichen Kern dessen, was den neuen Bund besser macht.
Eine Kernfrage, auf die die Bibel durchgängig eingeht, ist die Frage nach Gerechtigkeit. Wie kann ein Mensch vor Gott gerecht werden, um sich ihm zu nahen und damit Gott ihn segnen kann? Der alte Bund gründete sich dazu auf Werke, das heißt: »Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben« (Gal 3,12; s.a. 3 Mos 18,5). Für den neuen Bund hingegen gilt: »Aus Gnade … durch den Glauben« (Eph 2,8). Ausdrücklich wird gesagt: »Ohne eigenen Verdienst« (Röm 3,24).
Das »Ohne eigenen Verdienst« der Gerechtigkeit aus Glauben bedeut aber nicht, dass es im neuen Bund keine Werke mehr zu tun gibt. Gehorsam den Geboten und Anforderungen des Wortes Gottes gegenüber ist immer noch gefordert. Bezogen auf den Segen besteht der Unterschied zum alten Bund auch nicht darin, dass sich die Gläubigen damals den Segen durch Gehorsam »verdienen« mussten und uns heute die Wohltaten Gottes aufgrund von Gnade einfach so in den Schoß fallen, egal wie wir leben.
Die ethischen und moralischen Verpflichtungen des Gesetzes im alten Bund stellten den göttlichen Maßstab für Gerechtigkeit dar. Den hatte Jesus für den neuen Bund (z.B. in der Bergpredigt) sogar noch verschärft. Hier wird schnell klar, dass man dieses Level durch eigene Anstrengungen niemals erreichen kann.
Das Problem unter dem alten Bund war, dass die Menschen nicht wiedergeboren waren und nicht den Geist Gottes in sich hatten. Sie waren von Natur aus nicht fähig in seinen Wegen zu wandeln. Sie konnten das Gesetz nicht halten und den Maßstäben Gottes nicht genügen, selbst wenn sie wollten. Was den neuen Bund hier besser macht, sind die besseren Voraussetzungen.
Gehen wir wieder zum Hebräerbrief zurück, wo die Verheißung des Propheten Jeremia zitiert wird: »sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich will ihnen meine Gesetze in den Sinn geben und sie in ihre Herzen schreiben; und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein« (Hebr 8,10).
In Hesekiel 36,26 heißt es: »Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.«
Der neue Bund besteht darin, dass Gott den Gläubigen ein neues Herz bzw. eine neue geistliche Natur gibt. Seine Gesetze sind ihnen ins Herz geschrieben, so dass sie jetzt »von Herzen gehorsam sind« (Röm 6,17). Sie wollen und sie können den Ansprüchen Gottes gerecht werden – von Natur aus. Der Kontrast zum alten Bund wird in Römer 8,3-6 deutlich gemacht. Im Fleisch, also mit der alten menschlichen Natur, war es unmöglich, in den Wegen Gottes zu wandeln. Aber wenn wir im (neuen) Geist wandeln, können wir die erforderlichen Werke der Gerechtigkeit erfüllen.
Der Geist Gottes macht den Unterschied. Durch die neue Geburt befähigt er uns, Gott wohlgefällig zu leben. Im neuen Bund geht es nicht mehr um »tausend Regeln« die wir mit eigener Kraft abarbeiten müssen. (Wegen der »Schwachheit des Fleisches« können wir das ja ohnehin nicht.) Alle ethischen Anforderungen sind in unser Innerstes hineingelegt. So wie wir im Geist wandeln, leben wir sie ganz natürlich von innen heraus. Als Kinder Gottes werden wir vom Geist geleitet, wir wandeln im Geist und wir säen auf den Geist (Rö 8,13-14; Gal 5,16-18; 6,8).
Das Bessere des neuen Bundes besteht zum großen Teil darin, dass wir nicht nur willig, sondern auch befähigt sind, in den Wegen Gottes zu wandeln. Und wenn wir dabei hin und wieder stolpern und fallen sollten, haben wir die bessere Verheißung: »Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit« (1 Joh 1,9).
Wir sind nicht länger den Rechtsforderungen und ethischen Ansprüchen des Gesetzes bzw. des Wortes Gottes hilflos ausgeliefert. Die Gnade Gottes besteht darin, dass er uns durch seinen Geist zum einen befähigt hat, dementsprechend zu leben und zum anderen Vergebung zu empfangen, wenn es uns einmal nicht so gelingen sollte. In dem Maß, wie wir in dieser Weise Gott wohlgefällig leben, können wir uns mit unseren Anliegen freimütig an ihn wenden und seinen Segen empfangen. »Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, dann haben wir Freimütigkeit zu Gott; und was immer wir bitten, das empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was vor ihm wohlgefällig ist« (1 Joh 3,21-22).