Endzeit

Autor: Markus Rex

 

Der Herr möchte, dass wir auch über dieses Thema Bescheid wissen, damit wir uns nicht verunsichern lassen, sondern einen festen Stand behalten1. Auch ohne spezielle prophetische Offenbarungen zu haben, können wir allein anhand der Schrift und der Hilfe des Heiligen Geistes einige klare Einsichten in endzeitliche Ereignisse bekommen2.

 

Über die Endzeit sind schon eine Reihe an Büchern geschrieben und Vorträgen gehalten worden, und nicht selten wurde dabei über mancherlei spekuliert. Meine Absicht mit diesem Lehrbrief ist nicht, noch eins draufzusetzen oder jede Frage zu beantworten (was ich nicht kann). Ich will lediglich zum eigenen Erforschen der Schrift zu diesem Thema animieren und etwas Hilfestellung dafür geben.

 

Ein wesentlicher Schlüssel um endzeitliche Ereignisse gut zu verstehen, besteht darin, die jeweiligen Botschaften an die verschiedenen Gruppen von Menschen auseinanderzuhalten und korrekt einzusortieren. Wenn wir die Bibel lesen, sollten wir genau beachten, an wen Gottes Botschaft gerichtet ist.

Heilsgeschichtlich betrachtet gab es zurzeit des AT nur zwei Menschengruppen auf der Erde, und zwar Israel und die anderen Völker (Heiden). In der Bibel finden wir Passagen, die z.B. nur an Ägypten oder Tyrus gerichtet waren. Andere Verheißungen oder auch Gerichtsworte waren an die Israeliten gerichtet, und sie galten dann nur ihnen.

In neutestamentlicher Zeit kam die Gemeinde als dritte Gruppe hinzu. Das sind Menschen aus den Juden und Heiden, die an Christus gläubig geworden sind3.

 

Aktuell gibt es also aus biblischer Sicht diese drei Menschengruppen und Gott hat ganz bestimmte Absichten für jede einzelne von ihnen. Wenn wir alles, was wir in der Bibel an Prophetien über die Endzeit finden, willkürlich auf alle Menschen anwenden, kommen wir durcheinander. Anstatt Klarheit zu bekommen, wird alles nur noch undurchsichtiger und gelegentlich auch furchteinflößender.

Lasst uns zunächst einmal den bekannten Abschnitt in Matthäus 24 anschauen4. Die Jünger fragten Jesus: »Sage uns, wann wird dies geschehen, und was wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeit sein?« (Matth 24,3).

 

In den Versen 4-8 sagt beschreibt Jesus, auf welche Weise das jetzige Zeitalter der Gnade zu Ende geht. Es wird vermehrt Kriege, Seuchen, Naturkatastrophen u.ä. geben. Weil gegenwärtig alle drei Menschengruppen auf der Erde leben, werden das auch alle miterleben. Jesus sagte ja, dass das noch nicht das Ende ist, d.h. diese Dinge geschehen kurz davor. Das Ende ist da, wenn die »Wehen« anfangen5. Wehen läuten die Geburt von etwas Neuem ein, in diesem Fall ein neues Zeitalter. Ist es geboren, gibt es auch keine Wehen mehr. Sie treten zwischen dem Alten und dem Neuen auf und sind so eine Art Zwischenstufe.

 

Der Abschnitt vom Vers 9 bis zum Vers 29 handelt von diesen Wehen bzw. von der Drangsal. Jesus sagte schlimme Dinge voraus, wie z.B. diese:

 

Matthäus 24,19-22

 

Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Bittet aber, dass eure Flucht nicht im Winter noch am Sabbat geschieht. Denn dann wird eine große Drangsal sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen sollen jene Tage verkürzt werden.

 

Diese und ähnliche Verse werden oftmals so verstanden, als würden sie auch die Gemeinde betreffen. Wäre es wirklich so, wünschte man sich fast, dass man vorher stirbt und gleich im Himmel ist, um diese Art der Wiederkunft Jesu nicht erleben zu müssen. Wenn wir uns diesen Abschnitt aber genauer ansehen, stellen wir fest, dass sie an das jüdische Volk gerichtet sind. Jesus spricht hier weder zur Gemeinde noch über sie. Auch wenn er vereinzelt Hinweise für eine kommende Gemeinde gab, wussten seine Jünger zu dieser Zeit noch nicht wirklich, dass es eine solche aus wiedergeborenen Juden und Heiden geben würde. Bis dahin war die Gemeinde ein »Geheimnis«6.

 

Natürlich können bestimmte Verheißungen für Israel in den Propheten oder manche Teile der Endzeitreden im übertragenen Sinn auch für die Gemeinde gelten. Jesu Worte waren aber an die Juden gerichtet und er sagte voraus, was ihnen in der letzten Zeit widerfahren wird. Auch seine Jünger waren ja Juden. Sie waren noch nicht wiedergeboren und die Gemeinde gab es noch nicht. Dass diese Prophezeiung die Gruppe der Juden betrifft, wird auch daran deutlich, dass vom Sabbat die Rede ist, dass Jerusalem von Kriegsheeren belagert wird und dass in die Berge fliehen soll, wer in Judäa ist7.

 

Ab Vers 30 bis einschließlich Kapitel 25 geht es dann weiter mit der Wiederkunft Jesu in Verbindung mit dem Gericht. Das wirft bei einigen wieder die Frage auf, ob die Gemeinde also doch durch die Trübsalzeit gehen wird oder nicht. Darauf gehe ich noch im Anschluss ein.

Lasst uns zunächst Matthäus 25,31-33 anschauen.

 

Wenn aber der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen, und vor ihm werden alle Heidenvölker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet, und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zu seiner Linken.

 

Auch hier ist offensichtlich nicht die Gemeinde gemeint, sondern die (Heiden-) Völker, über die der Herr zu Gericht sitzen wird. Auch wenn wir als Gläubige bestimmte Nationalitäten haben, gehören wir aus Gottes Sicht nicht mehr zu den jeweiligen Völkern, sondern zur Gemeinde Jesu.

 

Zu dem o.g. Gericht sind verschiedene Deutungen möglich. Weil diese Endzeitreden insgesamt Jesu Botschaft an die Juden waren, die die Königsherrschaft für Israel erwarteten8, werden meiner Ansicht nach nicht die einzelnen Menschen aus den Heiden gerichtet, sondern ganze Nationen bzw. Volksgruppen. Das Kriterium wird sein, wie sie sich Israel und den jüdischen Menschen gegenüber verhalten haben. »Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!« (Mt 25,40). Dieses Gericht entscheidet meiner Meinung nach darüber, welche Völker noch im tausendjährigen Friedensreich existieren werden.

 

Diese Abschnitte umfassen natürlich nicht den gesamten Plan Gottes für sein Volk Israel und für die Nationen. Darauf ausführlich einzugehen, würde an dieser Stelle zu weit führen. Die o.g. Ausführungen sollen lediglich zeigen, dass diese Reden zur Endzeit eigentlich nicht die Gemeinde betreffen, auch wenn Jesus sie gehalten hat. Bei allem, was wir in der Bibel lesen, sollten wir beachten, an welche Gruppe die jeweilige Botschaft gerichtet ist.

 

Welche biblischen Aussagen zur Endzeit sind nun an die Gemeinde gerichtet? Diese finden wir hauptsächlich in den Briefen des NT. Für die Gläubigen ist die Wiederkunft Jesu das herausragende Geschehen der Endzeit. Allerdings beinhaltet es verschiedene Ereignisse. Je exakter wir die Wiederkunft Jesu interpretieren, um so genauer wird unser Verständnis darüber sein und um so größer wird unser Trost und innerer Halt sein.

Lasst uns zunächst einige Bibelstellen dazu anschauen.

 

1 Korinther 15,22-24.51-52

 

… denn gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung: Als Erstling Christus; danach die, welche Christus angehören, bei seiner Wiederkunft.

 

… Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.

 

1 Thessalonicher 4,14-17

 

Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen. Denn das sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; 16 denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.

 

2 Thessalonicher 2,1

 

Wir bitten euch aber, ihr Brüder, wegen der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm:

 

Bei der Wiederkunft Jesu geht es eigentlich um zwei Ereignisse. Zuerst erscheint der Herr nur für seine Gemeinde, ohne dass die Menschen ihn sehen und beim zweiten Mal sichtbar für alle Welt. Bei seiner ersten Erscheinung kommt er seiner Gemeinde quasi auf halben Weg entgegen und führt die Gläubigen mit sich, die inzwischen gestorben sind: »…so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen« (1 Thess 4,14). Diese werden dann physisch auferstehen. Dann werden die Gläubigen, die noch auf der Erde leben, zu ihm hin entrückt und gleichzeitig ihre Körper verwandelt werden. Alle Gläubigen sind dann in einem verherrlichten bzw. Auferstehungsleib mit Jesus vereint.

 

Geschieht die Entrückung der Gemeinde nun vor der Trübsalzeit, an deren Ende oder irgendwann mittendrin? In 1 Thessalonicher 5,1-2 und 9 heißt es:

 

Von den Zeiten und Zeitpunkten aber braucht man euch Brüdern nicht zu schreiben. Denn ihr wisst ja genau, dass der Tag des Herrn so kommen wird wie ein Dieb in der Nacht.
Denn Gott hat uns nicht zum Zorngericht bestimmt, sondern zum Besitz des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus.

 

Preis sei Gott! Die Gemeinde ist nicht zum Zorngericht bestimmt. Dieser Vers sollte zur Beantwortung dieser Frage eigentlich reichen. Aber es gibt noch andere biblische Belege dafür, dass die Gemeinde vor der Trübsal bzw. vor dem Zorngericht entrückt wird.

 

Jesus bezog sich auf den Propheten Daniel, als er vom Gräuel der Verwüstung sprach9, das in der Trübsalzeit aufgerichtet wird. In Daniel lesen wir von 70 Wochen, die über Israel verhängt werden, »um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben« (Dan 9,24). Wie die ersten 69 Wochen ist auch die 70. Woche, also die Trübsal, für Israel bestimmt. Paulus zitierte den Propheten Jesaja, als er über diese Zeit des Gerichts über Israel schrieb: »… so wird doch nur der Überrest gerettet werden; denn eine abschließende und beschleunigte Abrechnung in Gerechtigkeit wird der Herr durchführen …« (Röm 9,27-28).

 

Auf das Auftreten des Gesetzlosen (des Antichristen) in der Trübsalzeit geht Paulus ein. »Und ihr wisst ja, was jetzt noch zurückhält, damit er geoffenbart werde zu seiner Zeit. Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken, nur muss der, welcher jetzt zurückhält, erst aus dem Weg sein; und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden …« (2 Thess 2,6-8). Die Gemeinde ist das Salz und das Licht der Erde und hält die Fäulnis und die Finsternis auf. Wir sind auch die Gerechtigkeit Gottes in Christus. Erst wenn die Gerechten fort sind, kann der Gesetzlose auftreten.

 

In der Offenbarung wird uns gezeigt, dass die Trübsal auch ein Gericht über die Gottlosigkeit der Menschen ist, wie z.B. im Vers 14: »… fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an …«. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Gemeinde bereits im Himmel ist, wenn das Gericht über die Erde ergeht. In Kapitel 4 wird Johannes im Geist zu Gottes Thron entrückt und bekommt eine Schau über die endzeitlichen Geschehnisse. Das erste, was er sieht, sind die 24 Ältesten, die Gott anbeten10. Sie sind ein Symbol für alle Gläubigen, denn sie singen das Lied: »… und hast uns für Gott erkauft mit deinem Blut aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen und hast uns zu Königen und Priestern gemacht für unseren Gott …« (Off 5,9-10). Erst danach werden die Siegel zum Gericht geöffnet und die Zornesschalen ausgegossen.

 

Zurück zur Wiederkunft Jesu. Beim ersten Mal kommt er, um seine Gemeinde zu sich in den Himmel zu holen. Beim zweiten Mal kommt er für alle Welt sichtbar wieder, um den Antichristen mit seinen Kohorten zu besiegen und das tausendjährige Friedensreich zu errichten. Bei diesem Kommen sind wiederum seine Heiligen dabei, und zwar alle: »…dann wird der HERR, mein Gott, kommen, und alle Heiligen mit dir!« (Sach 14,5). Eine ähnliche Aussage finden wir in Offenbarung 17,14: »Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie besiegen — denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige —, und mit ihm sind die Berufenen, Auserwählten und Gläubigen«.

 

Die Ereignisse, die im Zusammenhang mit der Wiederkunft Jesu genannt werden, sind so umfangreich, dass sie nicht alle zur selben Zeit geschehen können. Das, was die Bibel dazu sagt, müssen wir sorgfältig untersuchen und sein erstes (unsichtbares) Kommen von seinem zweiten (sichtbaren) Kommen auseinanderhalten. Dadurch wird dann klar, dass die Entrückung der Gläubigen vor der Trübsalzeit geschieht. Zuerst werden die Gläubigen durch die Entrückung mit Jesus vereinigt (2 Thess 2,14). Darauf folgt die Trübsal mit der Zeit des Antichristen. Nach der Trübsal kommt Jesus mit allen seinen Heiligen wieder und wir werden mit ihm herrschen.
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1 1 Thessalonicher 4,13; 2 Thessalonicher 2,2

2 Daniel 12,4.9-10; Johannes 16,13

3 1 Korinther 10,32; Epheser 2,11-18

4 Siehe auch Markus 13 und Lukas 21

5 vergl. Römer 8,19-23; 1 Thessalonicher 5,1-3; Offenbarung 9,12

6 Epheser 3,1-7; Kolosser 1,24-27

7 Matthäus 24,16.20; Lukas 21,20

8 Apostelgeschichte 1,6

9 Matthäus 24,15

10 Offenbarung 4,4

 

Monat 11-2014 wugffo.de