Zuversichtlich beten
Autor: Markus Rex
An vielen Stellen im NT werden wir ermutigt, zuversichtlich zu Gott zu beten. Wir haben viele Zusagen, dass unsere Gebete erhört werden, d.h., dass wir das Erbetene auch erhalten.
Schauen wir uns erst einmal einige Verheißungen dazu an:
1 Johannes 3,21-22
Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, dann haben wir Freimütigkeit zu Gott; und was immer wir bitten, das empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was vor ihm wohlgefällig ist.
1 Johannes 5,14-15
Und das ist die Freimütigkeit, die wir ihm gegenüber haben, dass er uns hört, wenn wir seinem Willen gemäß um etwas bitten. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, um was wir auch bitten, so wissen wir, dass wir das Erbetene haben, das wir von ihm erbeten haben.
Und hier in Stichpunkten noch weitere Verse:
… bittet, so wird euch gegeben … (Matth 7,7)
… Alles, was ihr auch immer im Gebet erbittet … wird euch zuteil werden! (Mark 11,24)
… so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden. (Joh 15,7)
… bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude völlig wird! (Joh 16,24)
In diesen und anderen Bibelstellen haben wir klare Zusagen, dass Gott unsere Gebete erhört. Im Laufe der Kirchengeschichte hat sich das Beten bei machen Gläubigen leider zu einem leblosen Ritual entwickelt. Volkstümlich hat das Gebet ohnehin mehr einen ideellen Wert und wird eher als ein Trostpflaster verstanden und weniger, um tatsächlich etwas zu bekommen.
Wer wirkliche Ergebnisse erzielen möchte, sollte so konkret beten, dass man am Ende weiß, ob es eingetroffen ist oder nicht. Davor scheuen sich manche Christen und beten lieber mit allgemeinen Formulierungen. Eine landläufige Meinung ist: »Wir können doch Gott nicht festlegen oder ihm gar den Arm umdrehen«. Viele haben schon erlebt, dass sie für etwas gebetet hatten, was dann nicht eintraf. Sie haben sich enttäuscht zurückgezogen und suchen jetzt nach Gründen, die belegen könnten, dass die Verheißungen Gottes für uns nicht mehr zutreffen würden.
Trotzdem bleibt die Verheißung, dass Gott Gebet erhört, bestehen. Damit wir das auch immer häufiger so erleben, sollten wir eine lernende Haltung haben.
Die Jünger waren täglich mit Jesus zusammen. Sie beobachteten, wie er betete und sahen die Früchte seines Gebetslebens. Daraufhin baten sie ihn, ihnen das Beten beizubringen.
Lukas 11,1-2
Und es begab sich, dass er an einem Ort im Gebet war; und als er aufhörte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte! Da sprach er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht …
Wirksames Beten ist also keine Gabe, die man hat oder eben nicht, sondern es ist erlernbar. Dazu sind schon viele gute Bücher geschrieben worden, wie z.B. »Herr, lehre uns beten« von Kenneth E. Hagin. Obwohl es Prinzipien zu beachten gilt und wir die verschiedenen Gebetsarten kennen sollten, möchte ich hier mehr die Beziehungsebene betonen.
Das Beten können wir lernen, wie beispielsweise die Kommunikation in der Ehe. Beten heißt doch, dass wir zu bzw. mit Gott reden. Es geht ja nicht um irgendwelche Formeln oder auswendig gelernte Reime, die wir aufsagen. Zuerst sollten wir es lernen, uns Gott gegenüber mitzuteilen. Im zwischenmenschlichen Bereich heißt das Smalltalk. Lerne es, mit Gott über deinen Alltag zu reden, danke ihm für die schönen Dinge und sage ihm, wo dich der Schuh drückt.
Auf der anderen Seite redet Gott natürlich auch zu uns. Wir hören vielleicht nicht immer hin, aber Gott teilt uns Dinge mit, die für unsere Situation wichtig sind. Hier wird der Glaube wirklich persönlich. Jeder einzelne sollte sich immer wieder mal fragen, wie viel er von Gott in seinem Leben tatsächlich merkt.
Natürlich ist das Gebet keine technische Anwendung, um unseren Wunschzettel abzuarbeiten. Ja, wir glauben an die Verheißungen und an die Kraft des Gebetes. Aber zuerst glauben wir an den, der die Gebete erhört – zuerst glauben wir an Gott. Wenn wir beten, sind wir mit Gott verbunden und können so erfahren, wie er über unsere Situation denkt und in welcher Weise er uns in der konkreten Notlage helfen möchte.
Ein Beispiel dafür finden wir in 2. Chronik Kapitel 20. Der König Josaphat kam in ernsthafte Bedrängnis, weil feindliche Heere gegen ihn anrückten. Daraufhin suchte Josaphat den HERRN auf. Ausführlich schildert er vor Gott seine Situation und beruft sich auf Seine Verheißungen (v.3-13). Das war kein schnelles Gebet zwischen Tür und Angel, sondern es war ernsthaft und zeitaufwendig. Kenneth E. Hagin sagte einmal, ein Grund, weshalb manche unserer Gebete wirkungslos sind, ist, weil wir nicht intensiv genug beten.1 Im Jakobusbrief steht, dass intensive oder ernsthafte Gebete äußerst wirkungsvoll sind.
Jakobus 5,16-18
Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist. Elia war ein Mensch von gleicher Art wie wir, und er betete inständig, dass es nicht regnen solle, und es regnete drei Jahre und sechs Monate nicht im Land; und er betete wiederum; da gab der Himmel Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.
Gott beantwortete das Gebet Josaphats durch die Weissagung von Jehasiel und gab ihm genaue Anweisungen, was er in seiner Situation tun sollte (v.14-17). Josaphat vertraute darauf, handelte dementsprechend und erlangte so einen großen Sieg (v.20-30).
Redete Gott zu seinem Volk nur zurzeit des AT? Redet er nicht auch heute zu seinen Kindern? Gut, zu Josaphat sprach er durch eine akustisch hörbare Weissagung und bei uns in der Regel durch die innere Stimme in unserem Herzen. Aber egal, auf welche Weise Gott zu uns redet. Um seine Stimme zu erkennen, brauchen wir geübte Herzensohren. Denn wir folgen ja nicht blindlings jedem, der ein »Wort vom HERRN« für uns hat, und auch nicht jedem Gedanken, der in uns aufsteigt.
Ja, Gott redet tatsächlich zu uns und beantwortet unsere Fragen. Doch dazu müssen wir ihm so nahe sein, dass wir ihn wahrnehmen können. Nicht umsonst hat Jesus von der Gebetskammer gesprochen, wo wir Ablenkungen ausschließen und mit Gott allein sind.
Matthäus 6,6
Du aber, wenn du betest, geh in dein Kämmerlein und schließe deine Türe zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir öffentlich vergelten.
Hier hören wir Gottes Stimme in unserem Herzen und er kann uns in spezifischen Situationen individuell leiten.
Zu gesundheitlichen Problemen zum Beispiel finden wir verschiedene biblische Heilungsmethoden. Unter anderem Händeauflegen, Salben mit Öl, Glaubensbekenntnisse oder das Gebet der Übereinstimmung. Im Prinzip ist ja alles biblisch. Aber für welche Methode soll man sich jetzt entscheiden? Oder sollte man der Reihe nach alle anwenden, solange bis eine wirkt? Heilung ist uns verheißen. Aber wir sehen hier, dass uns manchmal allein die willkürliche Anwendung von Methoden nicht weiterhilft. Dann brauchen wir konkrete Antworten von Gott, auf welche Art und Weise er uns heilen möchte.
Gott kennt unser Herz und er weiß genau, wo wir im Glauben stehen. Er hat viele Mittel und Wege uns zu helfen. Weil Gott uns liebt und immer das Beste für uns will, bin ich davon überzeugt, das er eine entsprechende Antwort für uns auf jedem Level unseres Glaubens in der jeweiligen Situation hat. So können bei ähnlichen Situationen die Antworten und Anweisungen unterschiedlich sein. Deshalb können wir auch nicht ohne weiteres das nachmachen, was andere mit Gott erlebt haben.
Ernsthaftes Beten hat auch mit Beharrlichkeit zu tun. Das betonte Jesus im 18. Kapitel des Lukasevangeliums.
Lukas 18,1
Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis, um ihnen zu zeigen, dass es nötig ist, allezeit zu beten und nicht nachlässig zu werden …
Das heißt, dass wir nicht zu schnell aufgeben dürfen, sondern an einer Sache dranbleiben müssen. Da hat jemand vielleicht um Heilung gebetet, aber sein Zustand hat sich nicht verbessert. Daraufhin gibt er enttäuscht auf »Nun ja, es sollte vielleicht nicht sein.« Jetzt nicht aufzugeben, heißt nicht, Gott unablässig um Heilung anzuflehen.
Einerseits bedeutet es, Gott weiterhin in der »Gebetskammer« aufzusuchen, um schließlich Antworten zu bekommen. Wenn nötig, erleben wir hier auch Korrektur. Ich erinnere an den Lernprozess, in dem wir uns befinden. Da Gott immer derselbe ist und bleibt, können notwendige Veränderungen nur bei uns erfolgen. Manchmal müssen wir unsere Theologie ändern, und manchmal unsere Lebensweise.
Andererseits müssen wir im Glauben an Gottes Zusagen unbeirrt festhalten. Ununterbrochen sollten wir zum Ausdruck bringen, wie sehr wir ihm vertrauen. Und dem Teufel gegenüber beharren wir auf unsere verbrieften Rechte als Christen.
Zurück zu Lukas 18. In dem Gleichnis vom ungerechten Richter, das Jesus darauf in den Versen 2-6 erzählte, machte er deutlich, dass es in unserem Gebetsleben Widerstände gibt. Manchmal wird die Antwort durch bestimmte Umstände oder geistliche Kräfte aufgehalten. Aber weil die Witwe nicht aufgab, bekam sie schließlich ihr Recht. Jesus schloss mit den Worten:
Lukas 18,7-8 (RELB)
Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte er es bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch, dass er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?
Das klingt fast, als ob Gott uns erst Recht verschaffen wird, wenn Jesus wiederkommt. Im Sprachlichen Schlüssen zum NT wird der Vers 8 wie folgt übersetzt:
Jedoch findet der Menschensohn, nachdem er gekommen ist (nämlich jetzt), auf der Erde den Glauben? (nämlich dass Gott die Gebete seiner Auserwählten bald erhören wird).2
Es fällt uns leichter, Personen zu vertrauen, die wir persönlich kennen, als solchen, von denen wir nur gehört haben. Je enger wir also mit Gott verbunden sind, um so größer ist auch unser Glaube, dass er die Gebete seiner Auserwählten erhören wird. »Und wenn wir wissen, dass er uns hört, um was wir auch bitten, so wissen wir, dass wir das Erbetene haben, das wir von ihm erbeten haben« (1 Joh 5,15).
Als wir vor 18 Jahren planten, unser Haus zu bauen, bekamen wir von Amtswegen die Auflage, unser Grundstück vom Munitionsbergungsdienst absuchen zu lassen. Dieser teilte uns mit, dass die Wartezeit bei mehr als einem Jahr liegt. Bis dahin wäre der Bewilligungszeitraum für das Baufördergeld ausgelaufen. Also rief ich die nächsthöhere Instanz an, die mich vertröstete: »Ja ja, wir machen das schon«. So telefonierte ich mich immer weiter hoch bis ins Ministerium des Inneren, wo ich ein weiteres Mal unsere Lage schilderte. Der Beamte sagte mir schließlich: »Ich kümmere mich darum«. Endlich hatte ich das Gefühl, dass sich jemand unserer Sache wirklich annimmt und war beruhigt. Es dauerte nur einen Tag und unser Grundstück war abgesucht.
Wenn unsere Gebete eine solche Qualität haben, dass wir in unserem Herzen ein »Ich kümmere mich darum« von Gott vernehmen, können wir zuversichtlich abwarten, denn die Antwort kommt.
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1 »Turning Hopeless Situations Around«, Kenneth E. Hagin, S.13
2»Neuer Spachlicher Schlüssel zum griechischen Neuen Testament«, Wilfrid Haubeck, Heinrich von Siebenthal