Wie geistlich ist Sex?

Autor: Markus Rex

 

Gott hat den Menschen mitsamt seiner Sexualität erschaffen »und siehe, es war sehr gut«1. Durch Augustinus wurde Anfang des 5. Jahrhunderts n.Ch. die Lehre verbreitet, dass die verbotene Frucht im Paradies, von der Adam und Eva aßen, der Geschlechtsverkehr gewesen sei. Bis lange nach dem Mittelalter waren weite Teile der Christenheit dadurch geprägt und überzeugt, dass Sex etwas Verwerfliches und nur zur Zeugung notwendiges Übel sei. Aber inzwischen stehen wohl auch die letzten Christen ihrer Sexualität aufgeschlossen gegenüber.

Der Sexualtrieb gehört zum Menschsein genauso dazu wie zum Beispiel der Selbsterhaltungstrieb. Allerdings müssen diese Triebe kontrolliert werden. Gott hat uns den Rahmen der Ehe gegeben, in dem wir den Sex ungehindert genießen können. Eine gut verständliche Übertragung von 1 Korinther 7 liefert uns die Message Bibel.

 

1 Korinther 7,1-6 (Message Bible2)

Nun zur Frage, die ihr mir in eurem Brief gestellt habt: Sollen wir sexuelle Gemeinschaft haben? Ja, gewiss – aber nur im erlaubten Rahmen. Es ist gut für den Mann, eine Ehefrau und für die Frau einen Ehemann zu haben. Sexualtriebe sind stark, aber die Ehe ist stark genug, sie zu fassen und für ein ausgeglichenes und erfülltes Sexualleben zu sorgen – in einer Welt voller Unordnung und Freizügigkeit. Das Ehebett soll ein Platz der Gegenseitigkeit sein: Der Ehemann trachtet nach der Zufriedenheit seiner Frau und die Ehefrau befriedigt die Bedürfnisse ihres Mannes. In der Ehe verlangt niemand seine Rechte. Die Ehe ist eine Entscheidung, dem anderen zu dienen – im Ehebett und außerhalb. Abstinenz ist eine Zeitlang erlaubt, aber nur, wenn beide übereinstimmen, und nur zum Zweck des Betens und Fastens. Dann kommt wieder zusammen. Satan hat geniale Wege uns zu versuchen, und zwar wenn wir es am wenigsten erwarten. Diese Zeiten der Abstinenz befehle ich euch nicht, sie sind nur mein Rat zu eurem Besten.

 

Gott hat also nichts dagegen, dass wir das intime Zusammensein genießen, solange es im erlaubten Rahmen bleibt.

Es ist bemerkenswert, dass mit dem Sündenfall der Sexualtrieb mit als erstes entgleiste. Schon nach wenigen Generationen wird die Menschheit als verdorben und gewalttätig beschrieben.3 Die Städte Sodom und Gomorra sind wegen ihrer Perversion in die Geschichte eingegangen.4 Offenbar sehen Menschen, die ohne Gott leben, kaum einen Anlass, ihre Triebe zu zügeln und lassen sich so immer ungehemmter gehen.

 

Doch nun zu unserem Thema, wie geistlich Sex ist. Der Akt als solcher zwischen Ehemann und Ehefrau ist sicherlich nicht »geistlicher«, als unser übriger Lebenswandel in Gottesfurcht. Aber hat Sex neben der biologischen und erotischen Ebene auch eine geistliche Dimension? Jedenfalls finden wir in der Bibel genügend Hinweise dazu.

 

Angefangen bei den alten kanaanitischen Völkern bis hin zur griechisch-römischen Kultur gehörte der Geschlechtsverkehr oft als kultische Handlung zum Götzendienst dazu. Meist sollten die verschiedenen Fruchtbarkeitsgötter dadurch gnädig gestimmt werden, um das Wachstum in der Landwirtschaft und Viehzucht zu fördern. Die Naturvölker lebten ihren Sexualtrieb beim Götzendienst, meist in Form von Tempelprostitution, aus. Ja, im gewissen Sinn war es ihr „Gottesdienst“.

Ganz anders verhielt es sich bei den Gottesdiensten der Israeliten. Wollten sie ihren heiligen Gott anbeten, mussten sie sich zuvor selbst heiligen, d.h. reinigen. Zu dieser rituellen Reinigung gehörte neben dem Waschen der Kleider auch zeitlich begrenzte sexuelle Enthaltsamkeit. Anderenfalls waren sie unrein und durften nicht in die heilige Gegenwart Gottes kommen.5 Die Genfer Studienbibel sagt dazu: »Der göttliche Heilsweg zur Erlösung führte heilsgeschichtlich weiter. Die Ordnungen des Alten Bundes, die auf uns heute befremdlich wirken können, waren gewissermaßen Früherziehungsmaßnahmen, die vorausweisen auf die volle Erlösung, die Gott in Jesus Christus schafft«.6

Die alttestamentlichen Anweisungen bedeuten für uns heute also nicht, dass Ehepaare, die miteinander Verkehr hatten, am nächsten Tag dem Gottesdienst fernbleiben müssen. Die gottesdienstlichen Ordnungen des Alten Bundes zeigen uns aber einen deutlichen Kontrast zwischen dem Götzendienst der Heiden mit ungehemmten Sex und dem Gottesdienst Israels, der mit Enthaltsamkeit verbunden war. Diese zeitweise Abstinenz half, die Triebe zu kontrollieren und nicht davon beherrscht zu werden. Das Wichtigste in ihrem Leben sollte Gott sein und Sex sollte nicht zu ihrem Götzen werden. Nicht zuletzt deshalb verbot Gott seinem Volk auf das Schärfste, sich mit fremden Göttern einzulassen, sondern ihm allein zu dienen. Das Problem der Israeliten bestand nicht darin, dass sie sich völlig von Gott abwandten, bzw. sich von ihm »scheiden« wollten. Ihr Hauptproblem war die Vermischung7 des wahren Gottesdienstes mit den unreinen heidnischen Bräuchen, die zur Zeit des Propheten Hosea ihren Höhepunkt erreicht hatte.

 

Hosea 4,12-14

Mein Volk befragt sein Holz, und sein Stab wahrsagt ihm; denn der Geist der Hurerei hat sie verführt, dass sie ihrem Gott durch Hurerei untreu geworden sind. Sie opfern auf den Berghöhen und räuchern auf den Hügeln, unter Eichen, Pappeln und Terebinthen; denn ihr Schatten ist angenehm. Darum treiben eure Töchter Hurerei und brechen eure Schwiegertöchter die Ehe. Ich werde es an euren Töchtern nicht strafen, dass sie Hurerei treiben, noch an euren Schwiegertöchtern, dass sie die Ehe brechen; denn sie selbst gehen mit Huren abseits und opfern mit den Tempeldirnen, und das unverständige Volk stürzt sich selbst ins Verderben.

 

Gott verglich seine Beziehung zu ihnen mit der intimen Gemeinschaft in einer Ehe und Götzendienst bedeutete für ihn Ehebruch. Dieser Götzendienst bestand eben zum großen Teil aus Unzucht und Hurerei. Die Begriffe »Hurerei« und »Ehebruch« hatten in der Beziehung zwischen Gott und Israel nicht nur eine übertragende, sondern im gewissen Sinn auch eine wörtliche Bedeutung, weil sie mit sexuellen Handlungen außerhalb der Bundesbeziehung einhergingen. Sex hatte damals insofern eine geistliche Dimension, dass Unzucht die Verbindung zu Gott zerstörte.

 

Die moralische Wertigkeit von Sex hat sich auch im Neuen Bund nicht verändert. Ich meine, dass Gott durch seine Anweisungen die eheliche Gemeinschaft nicht zuletzt deshalb schützt, weil sie als ein starkes Bild auf unsere kommende Vereinigung mit Jesus Christus hinweist.8

Auch im Neuen Testament lesen wir von Tendenzen in den Gemeinden, sich mit der »Welt« zu vermischen und leider hat sich daran bis heute nichts verändert. Lasst uns zunächst den Abschnitt in 1 Korinther 6,15-20 lesen:

 

Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder des Christus sind? Soll ich nun die Glieder des Christus nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne! Oder wisst ihr nicht, dass, wer einer Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist? »Denn es werden,« heißt es, »die zwei ein Fleisch sein.« Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm. Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch sonst begeht, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht verübt, sündigt an seinem eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören!

 

Weil unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, soll er nicht durch Dinge verunreinigt werden, die die Verse 9-10 in 1 Korinther 6 nennen. Es ist bemerkenswert, dass die Hälfte dieser Liste sexuelle Praktiken bezeichnet wie: Unzucht, Götzendienst in Verbindung mit Hurerei, Ehebruch, Homosexualität und Pädophilie. Sex außerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau hat nicht nur Auswirkungen auf die körperliche Konstitution, zum Beispiel durch Krankheiten, sondern beeinflusst auch das geistliches Leben nachhaltig. Angesichts von 1 Korinther 6 hat Intimverkehr also nicht nur eine biologische und erotische Ebene, sondern auch eine geistliche Dimension. Deshalb sollen wir Gott mit unserem Leib verherrliche, indem wir unter anderem auch moralisch sauber leben. Trotz anderslautenden Meinungen ist es eben nicht möglich, ein Christ mit einer ungetrübten Beziehung zu Gott zu sein und gleichzeitig geistlichen Ehebruch zu betreiben durch sexuelle Freizügigkeit.

Als das Volk Israel nach langjähriger Wüstenwanderung an der Grenze zu Kanaan lagerte, trat der Wahrsager Bileam auf. Als er merkte, dass er sie nicht verfluchen konnte und dadurch seinen Lohn schwinden sah, verführte er sie zum Götzendienst.9 Das war so bezeichnend und einschneidend, dass selbst die neutestamentlichen Schreiber darauf Bezug nahmen.

Offenbarung 2,14.20

Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du dort solche hast, die an der Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Anstoß zur Sünde vor die Kinder Israels zu legen, so dass sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben.

Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du es zulässt, dass die Frau Isebel, die sich eine Prophetin nennt, meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen.

 

Wie schon im Volk Israel gab es auch in der Gemeinde einige, die meinten es ginge beides: Gott dienen und wie die Welt leben. Sie meinten, ein freizügiger Lebensstil ist nicht so schlimm, weil wir ja jetzt unter der Gnade leben. Judas nannte sie: »… Gottlose, welche die Gnade unseres Gottes in Zügellosigkeit verkehren und Gott, den einzigen Herrscher, und unseren Herrn Jesus Christus verleugnen.«10

Aus biblischer Sicht ist es also kaum möglich, am Sonntag Gott anzubeten und am Montag zum Beispiel »freie Liebe« oder Homosexualität auszuleben. Wir dürfen nicht zulassen, dass weltliche Standards bezüglich Sex unser Denken und schließlich unser Verhalten beeinflussen.

 

Was ist nun mit Menschen, die inmitten einer sündigen Welt leben, dann an Jesus gläubig und gerettet werden? Können sie auch von einer perversen Sexualität befreit und verändert werden? Bezüglich Unzucht, einschließlich homosexuellen und pädophilen Veranlagungen und Praktiken schrieb Paulus:

 

1 Korinther 6,11

Und solche sind etliche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes!

 

„Und solche sind etliche von euch gewesen!“ Offenbar gab es in der Gemeinde in Korinth Leute, die vormals homosexuell waren. Aber das Blut Jesu war offensichtlich stark genug, sie zu befreien.

Jesus war einmal zu Gast im Haus des Pharisäers Simon, als eine Frau ihm die Füße salbte. Sie war eine Sünderin, in dem Fall eine stadtbekannte Prostituierte. Nach außerbiblischen Quellen ist es gut möglich, dass diese Frau die Maria Magdalena war, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren. Sie war demnach so sehr in sexueller Unzucht verstrickt, dass sie am Ende davon dämonisch gebunden war. Aber offensichtlich ist sie durch die Begegnung mit Jesus davon befreit worden, denn sie folgte ihm mit vielen anderen nach und diente ihm jetzt in Reinheit.

Ich glaube, dass Gott auch an unserer sexuellen Zufriedenheit im Rahmen der Ehe interessiert ist und wir uns deshalb mit all´ unseren intimsten Angelegenheiten an ihn wenden dürfen. Sei es Befreiung von sexueller Perversion, Pornographie u.a. oder der Wunsch nach einem Ehepartner.

 

Gemessen an dem moralischen Verfall der modernen Welt ist es gut möglich, dass wir uns in den letzten Tagen vor der Wiederkunft Christi befinden. In der Offenbarung des Johannes finden wir diesbezüglich zwei Zeichen der Endzeit: Die Hure Babel und im Kontrast dazu die Braut Christi, die zwei Wertesysteme symbolisieren.11 Unter anderem sind das die moralischen Vorstellungen der Welt im Gegensatz zu den Werten des Reiches Gottes. Wie denkt die Welt über Partnerschaft, Ehe und Sexualität, und was sagt die Bibel dazu? Ich bin kein Prophet, um diese Bilder exakt auszulegen bzw. vorherzusagen, wie genau sich die Endzeit abspielt. Aber ich denke, dass sich die Entwicklungen zuspitzen werden und jeder Mensch, und vor allem jeder Gläubige, sich klar entscheiden muss, auf welcher Seite er steht. Stehst du mit deiner Moralvorstellung auf der Seite der Hure, die für alle Arten von Unzucht steht, oder auf der Seite der Braut als ein Bild für Reinheit und Jungfräulichkeit?
Im Alten wie im Neuen Testament finden wir deutliche Anzeichen dafür, dass Sex auch eine geistliche Bedeutung hat. Das Sexualleben und das geistliche Leben beeinflussen sich gegenseitig. Nicht zuletzt deshalb hat Gott das intime Zusammensein zweier Menschen im alten Israel und für die Gemeinde genau geregelt.12 Lester Summrall schrieb: „Sex darf uns nicht beherrschen, sondern soll uns dienen. Es ist weder der Weg noch das Ziel unseres Lebens, sondern eine (sehr angenehme) Verschnaufpause auf dem Weg.“13

Jesus sagte, dass eheliche Gemeinschaft nur vorläufig ist.14 Das Wesentliche ist jetzt ein Leben in der Nachfolge und dann unsere Vereinigung mit Ihm. Möglicherweise hat Gott den Sex als einen Hinweis und Vorläufer darauf erschaffen. Somit kann die eheliche Treue und ein Leben in Reinheit ein kraftvolles christliches Zeugnis in dieser Welt sein.
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1 1 Mose 1,31

2 Übersetzung aus dem Englischen

3 1 Mose 6,11-12; »verdorben« steht für sexuelle Perversion.

4 Judas 7

5 vergl. 2 Mose 19,10.14.15; 3 Mose 15,18; 1 Samuel 21,4-5

6 Genfer Studienbibel, Kommentar zu 3 Mose 15,18

7 Synkretismus; der theologische Fachausdruck für die Vermischung von Religionen

8 vergl. 2 Korinther 11,2; 2 Thessalonicher 2,1

9 4 Mose 31,16 (s. auch 4 Mose 22 bis 25,1-3)

10 Judas 4

11 Offenbarung Kap.17 u. 21

12 3 Mose 18,1-30; 20,10-24; 1 Korinther 6,9-7,16

13 Lester Sumrall, 60 Things God said about Sex

14 Matthäus 22,29-3

 

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