Warum lässt Gott das zu?
Autor: Markus Rex
Im Gespräch mit Nichtchristen wird immer wieder die Frage gestellt: Wenn Gott gut ist, warum lässt er dann so viel Leid zu? Selbst Christen haben diese o.ä. Fragen, besonders wenn sie persönlich von Not betroffen sind.
Die Antwort darauf ist vielschichtig und hängt davon ab, wer die Frage stellt. Im Folgenden möchte ich besonders auf vier Personenkreise eingehen: Distanzierte, Suchende, Gläubige und Betroffene.
Die Distanzierten
Darunter verstehe ich diejenigen, die Gott von vornherein ablehnen und diese Frage nur als Vorwand benutzen, um sich nicht näher mit dem Glauben befassen zu müssen. Sie diskutieren viel, um ihren Unglauben zu rechtfertigen. Eigentlich sind sie nicht wirklich an einer Antwort interessiert und hören nur selten zu.
Die Suchenden
Das können Kirchenfremde wie auch traditionelle Christen sein, jedenfalls Menschen, die Gott gegenüber offen sind. Sie stellen ihre Fragen manchmal provokatorisch, weil sie ehrlich nach Antworten suchen. Bei ihnen empfehle ich, die Frage auf die persönliche Ebene zu holen, statt über das Unrecht in fernen Welten zu philosophieren. Je nach Gelegenheit kann man ihnen danach genauer darlegen, was die Bibel dazu sagt.
Die Eigenverantwortung des Menschen
Sprüche 19,3 (H.f.A.)
Manch einer ruiniert sich durch eigene Schuld, macht dann aber Gott dafür verantwortlich.
(Siehe auch Psalm 107,11.17; Sprüche 1,24-32; Jesaja 24,18-20; Klagelieder 3,39-42)
Die Welt ist schlecht, weil die Menschen in ihr schlecht sind. Es geschieht Schlimmes und Ungerechtes in der Welt, weil die Menschen schlimm und ungerecht handeln. Das Problem in der Welt ist die Sünde und ihre Folgen. Da ist z.B. der junge Autofahrer, der mit seiner Clique die Nacht durch gezecht hat, in sein Auto steigt und auf dem Weg nach Hause in eine Gruppe Kinder fährt. Jedem ist klar, dass Gott daran nicht schuld hat. Aber warum hat er nicht verhindert, dass unschuldige Kinder sterben? Diese Frage setzt voraus, dass Gott alles unter Kontrolle hat. Ja, Gott ist allmächtig, aber hat er damit alles unter Kontrolle? Hat er auch dich und dein Leben unter seiner Kontrolle? Wenn ja, würde er nicht zulassen, dass du sündigst. Gott würde dann nicht zulassen, dass der junge Mann betrunken wird, egal, was und wie viel er trinkt. Würde ihm das gefallen, niemals wieder berauscht zu sein?
Oder die schwangere Frau könnte anstellen, was sie wollte, um das Kind abzutreiben. Weil Gott nicht zulassen würde, dass unschuldige Kinder sterben, ist es nicht tot zu kriegen. Würde es dieser Frau gefallen, dass Gott so massiv in ihr Recht auf Selbstbestimmung eingreift? Sicherlich nicht. Es ist doch so: Der Sünder möchte sündigen, für die Konsequenzen allerdings will er nicht verantwortlich sein. Die schiebt er dann Gott zu. Wenn es um die eigene Freiheit geht, möchten die meisten Menschen gar nicht, dass Gott alles unter Kontrolle hat.
Der Sündenfall
Römer 5,12
Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hingelangt ist, weil sie alle gesündigt haben.
Johannes 10,10
Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu töten und zu verderben; ich (Jesus) bin gekommen, damit sie das Leben haben und es im Überfluss haben.
Die Welt, wie wir sie heute vorfinden, ist nicht mehr die Welt, wie Gott sie ursprünglich erschaffen hatte. (Studiere dazu sorgfältig 1.Mose Kapitel 1-3.) Was ist passiert? Der Sündenfall! – und damit hat das ganze Unheil angefangen. Gott hatte den Menschen seine Schöpfung übergeben. Von dem Moment an war der Mensch für alles zuständig, was auf der Erde geschah. Als sich Adam gegen Gott auflehnte, unterstellte er sich, bewusst oder unbewusst, dem Teufel (Lukas 4) und die Erde kam unter dem Fluch. Der Teufel wird im NT als der „Gott“, d.h. Herrscher dieser Welt bezeichnet (2.Kor.3). Daraus resultiert, dass der Teufel direkt oder indirekt durch sündige Menschen an den Kriegen Verbrechen und Ungerechtigkeiten schuld ist. Als Dieb und Zerstörer ist er außerdem zuständig für Krankheiten, Unglück und Naturkatastrophen. Gut, Gott ist nicht direkt dafür verantwortlich, aber warum lässt er es zu? Warum verhindert er es nicht? Lasst uns das mal aus Gottes Perspektive sehen.
Das Unheil aus Gottes Sicht
Als Adam sich vom Heil Gottes abwandte, kam das Unheil in die Welt. Es ist schlimm, wenn Menschen unter Krieg, Hunger, Krankheit u.a. leiden. Das Schlimmste aber ist aus Gottes Sicht, wenn Menschen in alle Ewigkeit verloren sind, und das, obwohl sie hätten gerettet werden können. Das ist die größte Katastrophe. Wer nicht an Jesus glaubt, ist für immer verloren. Da ist die bittere Wahrheit. „Aber das wird ein liebender Gott doch nicht zulassen?“ Doch, das wird er! Anderenfalls würde er in das Hoheitsgebiet des Menschen, das ist seine Entscheidungsfreiheit, eindringen. Er wird den Menschen sein Heil nicht aufzwingen. Aber weil Gott die Menschen liebt, hat er Jesus als Retter gesandt. Wer an Jesus glaubt, ist gerettet. Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat (Jo 3,16). Gottes Antwort auf das Unheil in der Welt ist sein Heil in Jesus Christus.
Die Gläubigen
Das sind diejenigen, die eine persönliche Beziehung zu Gott haben, an die Bibel glauben und ein gewisses Maß an geistlichem Verständnis haben. Wir, die Gläubigen, wissen, dass Gott gut und der Teufel der Bösewicht ist.
Unsere Errettung in Christus ist ein unschätzbarer Segen für uns, wofür wir Gott unaufhörlich danken. Doch diese Errettung beinhaltet gleichzeitig eine große Verantwortung. Jesus trat in der Autorität auf, die Adam vor dem Sündenfall besaß. Diese Autorität übertrug er auf seine Jünger, was uns mit einschließt.
Lukas 10,19
Siehe, ich gebe euch die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch in irgendeiner Weise schaden.
(Siehe auch Matthäus 16,18-19; 18,18; 28,18-19; Markus 16,17-18)
Die Gläubigen haben durch Christus Autorität bekommen, Dinge zu verändern und dem Bösen entgegenzutreten. Angesichts dieser biblischen Tatsache sollten wir uns selbst einmal fragen, warum wir soviel Schlechtes in der Welt zulassen. Angesichts unseres Auftrages können wir unsere Verantwortung nicht einfach weg schieben. Was ist denn unser Auftrag? Mindestens Gebet und Evangelisation.
1 Timotheus 2,1-4
So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen, für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit; denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Markus 16,15
Und er sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!
Stell´ dir vor, was das verändern würde, wenn in deiner Stadt viel mehr Menschen als bisher die rettende Botschaft hören und „Ja“ zu Jesus sagen würden. Statistiken belegen, dass in solchen Gegenden die Kriminalitätsrate drastisch sinkt. Die Menschen sündigen weniger und als Folge kommen weniger „Unschuldige“ zu Schaden.
Was wäre, wenn auf der Vorstandsebene von Konzernen und in Regierungskreisen Entscheidungen auf der Grundlage biblischer Werte getroffen würden, weil für sie gebetet wird? Das würde so manche Not lindern, Ungerechtes eindämmen und hausgemachte Katastrophen verhindern.
Was wäre, wenn mehr Christen ihre gottgegebene Autorität im Namen Jesu wahrnehmen und den zerstörerischen Werken des Teufels in ihrem Lebensbereich entgegentreten würden? Wenn sie Menschen heilen und befreien und den Stürmen des Lebens gebieten würden? Wenn die Gläubigen ihre Position in Christus einnehmen und beginnen, gemäß Römer 5,17 im Leben zu herrschen, werden sie persönlich weniger von den Nöten der Welt betroffen sein und können anderen effektiver helfen, die in Not sind.
Die Betroffenen
Besonders für Christen, die an den vollen Segen der Erlösung – an Heilung Wohlstand und den Schutz Gottes – glauben und dann persönlich von schwerer Krankheit, einem tödlichen Unfall o.ä. betroffen sind, stellt das eine große Herausforderung für ihren Glauben dar. Hier eine für alle Lagen zufriedenstellende Antwort zu haben ist kaum möglich. Doch möchte ich einige Gedankenanstöße geben, die helfen können, mit Nöten umzugehen.
Keine Schuldzuweisungen und Vorwürfe
Zur Zeit Jesu glaubten die Juden, die ja von den Richtlinien des Alten Bundes geprägt waren, dass Unglück und Krankheit, besonders Aussatz, eine Art Strafe von Gott wären. Jesus korrigierte diese Ansicht. Bezüglich des Blindgeborenen sagte er: Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern! (Joh 9,3). Als Pilatus ein Massaker unter den Galiläern anrichtete, bzw. der Turm von Siloah einstürzte und achtzehn Menschen in den Trümmern starben, antwortete Jesus daraufhin: Meint ihr, daß diese Galiläer größere Sünder gewesen sind als alle anderen Galiläer, weil sie so etwas erlitten haben? Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen. Oder jene achtzehn, auf die der Turm in Siloah fiel und sie erschlug, meint ihr, dass diese schuldiger gewesen sind als alle anderen Leute, die in Jerusalem wohnen? Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr nicht Buße tut, so werdet ihr alle auch so umkommen! (Luk 13,2-5).
Krankheiten und Unglücksfälle sind schlimm genug. Reife Christen sollten weder sich selbst noch andere durch Schuldzuweisungen in noch mehr Druck bringen. Natürlich müssen wir Schuld eingestehen und uns korrigieren, wenn wir offensichtliche Fehler gemacht oder fahrlässig gehandelt haben. Doch Gott straft uns deshalb nicht ab. Gott ist jederzeit bereit, uns zu helfen und als reife Christen sollten wir uns auch gegenseitig helfen, unterstützen und ermutigen.
Grundsätzlich gilt: Von Gott kommt nur Gutes!
Jakobus 1,16-17
Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder: Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel.
Jakobus schrieb den Gläubigen damals: Irrt euch nicht! Lasst euch nicht täuschen! Gott will immer noch, dass es dir gut geht, daran hat sich nichts geändert! An diesen Fakt müssen wir uns besonders in schlimmen Zeiten immer wieder erinnern.
Unsere Erlösung beinhaltet potentiell ein Leben in Wohlstand, Sicherheit und Gesundheit (ausgenommen die Leiden um des Evangeliums willen). Dieser Segen kommt jedoch nicht automatisch auf uns, sondern er hängt an bestimmten Konditionen. Aber welcher Christ lebt so perfekt in der Liebe Gottes und wird so vollkommen vom Heiligen Geist geleitet, dass er sich des vollen Segens Gottes in jedem Lebensbereich ohne Einschränkung erfreut? So manches Mal erleben wir hautnah die Herrschaft von Sünde, Tod und Teufel und wir merken, dass wir die Wunder nicht einfach mal eben, so wie das Licht, anknipsen können, wenn wir sie gerade brauchen oder wünschen.
Einige solcher Beispiele finden wir sogar im Dienst und Leben von Paulus. Zwei seiner engsten Begleiter waren körperlich so angeschlagen, dass sie ihren Dienst nicht mehr verrichten konnten (Phil 2,26-27; 2 Tim 4,20). Offensichtlich hatte Paulus nicht mal eben schnell für sie gebetet, um sie wieder auf die Beine zu bringen. Sie brauchten einfach eine Phase der Erholung, um wieder fit zu werden. Wir lesen auch nichts davon, dass er oder die Gemeinden ihnen deswegen einen Vorwurf gemacht hätten. In 1 Thessalonicher 2,18 lesen wir, dass Satan die Reisepläne des Paulus durchkreuzt hatte. Nun, warum hat Paulus ihm nicht einfach im Namen Jesu widerstanden? Oder warum hat er Trophimus nicht geheilt, wie später den Vater des Publius auf der Insel Melita (Apg 28,8). Diese Begebenheiten werden im NT ganz normal berichtet, ohne sie zu beurteilen oder auf vorwurfsvolle Anfragen einzugehen.
Im Glauben bleiben
Johannes der Täufer war ein rauer Geselle und ein furchtloser Prediger, der an den Messias glaubte. Doch die lange Zeit im Gefängnis schien seinen Glauben etwas mürbe gemacht zu haben. Um ganz sicher zu gehen, fragte er durch seine Jünger bei Jesus noch einmal nach. Jesus schickt sie zurück mit den Worten: Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt … Und glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir! (Luk 7,22-23).
Lang anhaltende Schmerzen, ein großer Verlust oder erlittenes Unglück können so sehr an den Kräften zehren, dass manche Christen Gott gegenüber ungehalten werden und ihn sogar anklagen. Jesus sagte: Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert (Schl.). Die Güte und Liebe Gottes sollten wir niemals hinterfragen, auch wenn wir momentan nicht alles verstehen.Es gibt für alles einen Grund. Manchmal kennen wir ihn und manchmal kennen wir ihn nicht. Manchmal ist der Grund bekannt, aber der Notleidende schämt sich, ihn zu nennen. Eines muss für uns klar bleiben. Gottes Wort verändert sich nicht dadurch, dass einige in Not geraten sind. Die Zusage bleibt bestehen, dass, wer immer sich vertrauensvoll an Gott wendet und Seine Verheißungen im Glauben in Anspruch nimmt, Segen, Antwort und Hilfe erhalten wird. Und wer aus dem einen oder anderen Grund den Segen nicht empfängt – er kann nicht tiefer fallen, als bis in Gottes liebende Hände. Eines Tages sehen wir uns in der Herrlichkeit Gottes wieder. Eine Herrlichkeit, die alle zeitliche Trübsal in den Schatten stellt (2 Kor 4,17; Röm 8,18), wo alle Trauer ein Ende findet und Gott alle Tränen abwischen wird (Off 21,4).