Ostereier, Weihnachtsbaum und dergleichen
Autor: Markus Rex
Wer nach der Bibel leben will, möchte natürlich wissen, was sie zu bestimmten Lebenssituationen zu sagen hat. Bei Fragen zu moralischen Werten ist das leicht herauszufinden, denn die Bibel beantwortet sie klar und deutlich. Schwieriger sieht es bei Dingen der heutigen Zeit aus, die so konkret in der Bibel gar nicht vorkommen. Wir stellen schnell fest, dass die Bibel nicht in dem Sinne ein Handbuch für unser Leben ist, dass wir schnell mal auf einen Paragraphen für jede aktuelle Situation zurückgreifen können. Dann gilt es, eher dem “Geist” der Lehre zu folgen, statt eine neue, selbstgemachte Gesetzlichkeit einzuführen (siehe Röm.7:6).
Viele Christen finden z.B. überhaupt nichts dabei, an den jeweiligen Feiertagen bunte Ostereier für die Kinder zu verstecken oder einen Weihnachtsbaum in der Wohnung aufzustellen. Andere sind der Meinung, dass man das besser unterlassen sollte, da diese Bräuche heidnischen Ursprungs, ja sogar okkult belastet sind. Mit einem Mal entsteht ein Konflikt, manchmal inmitten von Gemeinden. Lasst uns also herausfinden, was die Bibel dazu sagt, obwohl Ostereier und Weihnachtsbaum so konkret nicht darin vorkommen.
(Auch Begriffe wie Fernseher, Computer, Kino, Disco, etc. kommen in der Bibel nicht vor. Dennoch hat uns das Wort Gottes, meiner Ansicht nach, einiges dazu zu sagen. Aber das ist ein anderes Thema.)
Ähnliche Schwierigkeiten mit in der Gesellschaft gängigen Bräuchen hatten schon die ersten Gemeinden. Natürlich nicht mit Ostereiern, aber z.B. mit dem Essen von Götzenopferfleisch.
Lies zunächst die Abschnitte Römer 14:1-15:7, 1.Korinther 8:1-13 und Kap. 10:14-33.
Im wesentlichen gab es damals drei Möglichkeiten, Fleisch zu bekommen. Man konnte Teile von Opfertieren auf dem Markt kaufen und zu Hause verzehren. Oder man nahm an einer Opferzeremonie teil. Bei großen Opferfesten wurde dann Fleisch an die Armen verteilt. Da sie sich selbst keines leisten konnten, war das für sie oft die einzige Möglichkeit, auch mal an Fleisch zu kommen. Des weiteren war es üblich, sich zu privaten Feiern oder geschäftlichen Anlässen in einem der Götzentempel zu treffen. Es gab dafür extra angelegte größere Räume. So war der Tempel ein Ort, wo auch gesellschaftliche Ereignisse stattfanden und soziale Kontakte gepflegt wurden.
Es war damals also kaum möglich, Fleisch zu bekommen, dass nicht von Opfertieren stammte. Für die Einen, besonders für die vom Gesetz Moses geprägten Judenchristen, war es undenkbar, solches Fleisch zu essen. Eher wären sie gestorben, als sich dadurch zu verunreinigen. Andere jedoch aßen dieses Fleisch bedenkenlos. Für sie war nichts an sich unrein, weil doch alle Speise von Gott zum Verzehr geschaffen wurde.
Für die Christen stellten sich nun die Fragen: Darf man Fleisch von Opfertieren essen? und: Muss man sich vom gesellschaftlichen Leben distanzieren und für sich bleiben, bzw. wie weit kann man sich daran beteiligen? Wo sind die Grenzen? Wie weit kann man gehen, ohne sich zu “verunreinigen” bzw. zu sündigen? Darauf geht Paulus lang und breit ein, ohne allerdings eine fertige Lösung für alle Eventualitäten zu präsentieren.
In den o.g. Bibeltexten finden wir wenige, aber markante Aussagen, die uns als “Geländer” dienen können und uns dabei helfen, eine eigene feste Glaubensüberzeugung inmitten der heutigen Sitten und Gebräuche zu entwickeln.
1. Fleisch aus dem Götzentempel essen ist erlaubt!
Römer 14:14
“Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, dass nichts an und für sich unrein ist…”
1.Korinther 10:23,25,27
“Es ist mir alles erlaubt–aber es ist nicht alles nützlich! Es ist mir alles erlaubt–aber es erbaut nicht alles! … Alles, was auf dem Fleischmarkt angeboten wird, das esst, ohne um des Gewissens willen nachzuforschen; … Und wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr hingehen wollt, so esst alles, was euch vorgesetzt wird, und forscht nicht nach um des Gewissens willen.”
Es wird klargestellt, dass Fleisch (und jede andere Speise) an sich neutral ist.
Auch Ostereier, Weihnachtsbaum und andere Dinge aus unserem heutigen Kulturkreis sind an und für sich wertfrei, auch wenn die Menschen in grauer Vorzeit diese Utensilien für ihren Götzendienst benutzt haben sollten.
Erst die eigene Handlung, d.h. zu welchem Zweck sie eingesetzt werden, bringt die Wertung. So ist auch der Kürbis eben nur ein ganz normaler Kürbis, den man bedenkenlos verspeisen oder auch zum Basteln benutzen kann. Der Eine stellt ihn nun zu Halloween vor seinem Haus auf, um böse Geister zu beschwichtigen und ein anderer legt ihn auf den Erntedanktisch seiner Gemeinde.
Im Osterei steckt kein Dämon und einen Weihnachtsbaum aufzustellen ist nicht automatisch eine okkulte Handlung.
2. Götzendienst hingegen ist nicht erlaubt!
1.Korinther 10:14,20-21
“Darum, meine Geliebten, flieht vor dem Götzendienst! … Ich will aber nicht, dass ihr in Gemeinschaft mit den Dämonen seid. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen; ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilhaben und am Tisch der Dämonen!”
Bei aller Freiheit, die wir als Christen haben, gibt es doch klare Grenzen. Diese Schriftstelle macht deutlich, dass hinter diesem Weltsystem geistliche Mächte stehen. Auch wenn wir durch Christus darüber Autorität haben und uns davor nicht fürchten müssen, sollen wir doch damit nicht das Geringste zu tun haben. In unserem Kulturkreis gibt es keine Götzentempel mehr, aber jede Menge okkulte Praktiken (Kartenlegen, Wahrsagen, Horoskop, etc..) Weder aus Neugier, noch aus Spaß dürfen wir uns darauf einlassen.
Götzendienst ist nicht erlaubt. Wir können auch sagen: Sünde ist nicht erlaubt! “Denn ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder; nur macht die Freiheit nicht zu einem Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander durch die Liebe” (Gal.5:13).
Wir sind zur Freiheit berufen! Nur, wo hört unsere Freiheit auf und wo fängt Sünde an? Wie weit dürfen wir als Christen gehen? Es gibt eben neben den Sitten und Gebräuchen in unserer modernen Welt auch andere Angebote, die wir nicht ohne weiteres als “richtig” oder “falsch” bewerten können. Zwangsläufig gibt es unterschiedliche Meinungen und infolge dessen unterschiedliche Lebensweisen. Dann trifft das folgende Prinzip zu:
3. Das Gewissen entscheidet!
Römer 14:1-2,5,12
“Nehmt den Schwachen im Glauben an, ohne über Gewissensfragen zu streiten. Einer glaubt, alles essen zu dürfen; wer aber schwach ist, der isst Gemüse. … Dieser hält einen Tag höher als den anderen, jener hält alle Tage gleich; jeder sei seiner Meinung gewiss! … So wird also jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.”
1.Korinther 8:7
“Aber nicht alle haben die Erkenntnis, sondern etliche machen sich ein Gewissen wegen des Götzen und essen das Fleisch noch immer als Götzenopferfleisch, und so wird ihr Gewissen befleckt, weil es schwach ist.”
Jeder von uns hat seinen eigenen Hintergrund und seine eigene Herkunft. Zum Teil kommen wir in unserer modernen Gesellschaft noch aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Wir wurden ganz individuell geprägt. Vielleicht waren wir auch unterschiedlichen Erkenntnissen und Theologien ausgesetzt. Das alles hat unsere geistliche Wahrnehmung und unser Gewissen beeinflusst. Deshalb halten wir manches für “richtig” oder “falsch”, ohne jemals darüber nachgedacht zu haben – bis wir auf jemanden stoßen, der anderer Meinung ist.
Jetzt geht es darum, unseren Sinn mit dem Wort Gottes zu erneuern, quasi umgeprägt zu werden. Unsere Gedanken müssen damit angefüllt werden, wie Gott über unsere Lebensauffassung denkt.
So waren die Juden total gesetzlich geprägt, z.B. durch Speisevorschriften. Schon Jesus konfrontierte sie mit den Gedanken des neuen Bundes: “Nichts, was in den Mund hineinkommt, verunreinigt den Menschen….” (Mk.7). Die Heiden wiederum waren z.B. durch sexuelle Freizügigkeit geprägt. Ihnen wurde gesagt: Wer Sex will, soll heiraten! (1.Kor.7).
Gott will weder, dass wir uns die “Freiheit” nehmen zu sündigen, weil unser Gewissen es uns erlaubt – noch will Er, dass wir uns durch Gesetzlichkeit selber knechten. Nur das Wort Gottes und unsere Willigkeit, zu Seiner Ehre zu leben, kann unser Gewissen in richtiger Weise prägen und schärfen.
4. Unser Miteinander wird nicht durch unsere Freiheit (oder Gesetzlichkeit), sondern durch die Liebe bestimmt!
Römer 14:3,15
“Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn angenommen. … Wenn aber dein Bruder um einer Speise willen betrübt wird, so wandelst du nicht mehr gemäß der Liebe.”
Beachte zunächst die Aufforderung, einander nicht zu verachten, bzw. zu richten. Die “Starken” im Glauben haben offenbar die Tendenz, andere, die ihre Erkenntnis noch nicht haben, von oben herab zu behandeln. Die “Schwachen” im Glauben neigen aus ihrer Unsicherheit heraus eher zu Gesetzlichkeit, die sie allen aufdrücken wollen. Es besteht die Gefahr, dass beide sich für “geistlicher” als die anderen halten und sie von der Richtigkeit ihrer eigenen Ansicht überzeugen wollen.
Die Liebe Gottes ist jedoch nicht rechthaberisch, sondern nimmt Rücksicht auf den anderen.
Römer 15:7
“Darum nehmt einander an, gleich wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes!”
1Korinther 10:24
“Niemand suche das Seine, sondern jeder das des anderen.”
Aus dem Zusammenhang der drei o.g. Abschnitte ist ersichtlich, dass Paulus von der Erkenntnis her auf der Seite der “Starken” steht. Z.B. bestand die Gemeinde in Galatien ausschließlich aus solchen Leuten. Mit scharfen Worten wendet er sich dort gegen den Versuch, Gesetzlichkeit einzuführen. Er ermahnt sie ernstlich, in der Freiheit des Evangeliums zu bleiben (Gal.5:1,13).
In den Gemeinden in Rom und Korinth war die Konstellation anders. Dort gab es Juden- und Heidenchristen, Starke und Schwache gleichermaßen. Wenn beide Seiten sich über ihre unterschiedlichen Ansichten streiten, haben beide unrecht. Im Reich Gottes gibt es wichtigere Dinge.
Römer 14:17
“Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.”
Es gibt Dinge in unserem Glaubensleben, die wirklich wichtig sind. Anderes ist nebensächlich. Dazu gehören Äußerlichkeiten wie der Speiseplan, Mode, kulturelle Dinge, Ostereier, etc.. Darüber zu streiten ist es nicht wert.
Zum Schluss möchte ich noch auf eine Stelle eingehen, die schon manche Unsicherheit hervorgerufen hat.
1.Korinther 8:13
“Darum, wenn eine Speise meinem Bruder ein Anstoß zur Sünde wird, so will ich lieber in Ewigkeit kein Fleisch essen, damit ich meinem Bruder keinen Anstoß zur Sünde gebe.”
Was denn nun? Einerseits sagt Paulus, dass Fleisch essen erlaubt ist, doch hier rät er wieder davon ab. Es ist doch so, dass es in fast jeder Gemeinde jemanden gibt, der sich über eine bestimmte Lebensweise anderer ärgert, bzw. daran Anstoß nimmt. Soll ich nun auf den Weihnachtsbaum verzichten, weil ein anderer Christ daran Anstoß nimmt?
Der “Anstoß”, grch.: skandalon, ist das Stellholz in einer Falle. Es bedeutet also, jemanden bewusst oder unbewusst eine Falle zu stellen oder im übertragenen Sinn, jemanden zur Sünde zu verleiten.
Bspw. folgte von den korinthischen Christen jemand der Einladung zu einer privaten Feier. Lediglich zu diesem Zweck ging er in den Tempel. Er hat weder den Götzen ein Opfer dargebracht und sich auch nicht mit Tempelhuren vergnügt. Ein Neubekehrter hört davon und
denkt sich, wenn dieser reife Christ das tut, darf ich auch in den Tempel gehen. Jedoch verbindet er damit innerlich Götzendienst und Unzucht. Er ist “schwach” im Glauben und kann die Grenze nicht sehen. So wird er zur Sünde verleitet. Selbst, wenn er nur Fleisch essen würde, assoziiert er es mit Unzucht und Götzendienst und sein schlechtes Gewissen verdammt ihn daraufhin.
Es geht also nicht darum, jedem alles recht zu machen, sondern niemanden zur Sünde zu verleiten. Und das ist mit Ostereiern und dem Weihnachtsbaum im allgemeinen nicht der Fall.