Buße von toten Werken

Autor: Markus Rex

 

Hebräer 6:1
“Darum wollen wir die Anfangsgründe des Wortes von Christus lassen und zur vollen Reife übergehen, wobei wir nicht nochmals den Grund legen mit der Buße von toten Werken…”

Die Buße von toten Werken gehört gemäß o.g. Vers zu den grundlegenden Lehren für die Nachfolger Jesu.  Wenn Christen an Buße denken, verbinden sie es im allgemeinen mit Buße von Sünden. Buße  bedeutet Umkehr. Zu einer echten Buße sind zwei Schritte nötig: Zuerst die Abkehr von einem Leben ohne, bzw. gegen Gott und dann die völlige Hinwendung zu einem Leben im Einklang mit Gottes Willen. Dieser zweite Schritt wird von manchen Christen unterbelichtet. Trotzdem ist er genauso wichtig wie der erste. Im 1. Thessalonicherbrief heißt es: “wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen” (1.Thess.1:9).

Buße  hat aber noch eine weitreichendere Bedeutung, als nur die Umkehr vom sündigen Weg. Im o.g. Vers wird die “Buße von toten Werken” genannt. Dieser Begriff kommt nur im Hebräerbrief vor. Um umfassend verstehen zu können, was damit gemeint ist, müssen wir also den Hintergrund und Kontext des Hebräerbriefes kennen.

Als der Hebräerbrief geschrieben wurde, gab es im Judentum aufgrund der Diaspora verschiedene Gruppen. Im wesentlichen waren es die Hellenisten, die Proselyten und die Hebräer (siehe Apg.6:1-5).
Als Hellenisten bezeichnete man die Juden, die größtenteils außerhalb Judäas lebten und sich der heidnischen Kultur angepasst hatten. Sie hielten zwar an ihrem monotheistischen Glauben noch fest, waren aber in der Lebensweise von ihren Nachbarn kaum mehr zu unterscheiden.
Die Proselyten waren ihrer Abstammung nach Heiden, sind aber zum Judentum übergetreten. Sie ließen sich beschneiden und hielten sich an das Gesetz Moses.
Die Hebräer (oder Judaisten) waren die Juden, die nicht nur am Gesetz festhielten, sondern auch an allen Traditionen und Überlieferungen der Väter. Das Zentrum ihres Lebens war der Tempel, weshalb die meisten von ihnen auch in Jerusalem und Umgebung wohnten. Sie hielten sich selbst für die “wahren” Juden und schauten z.T. verächtlich auf die Hellenisten herab.

Aus allen Gruppen wurden schließlich Menschen an Christus gläubig. Es gab nun die “gläubigen” und die “ungläubigen” Juden. Wahrscheinlich wurden dann innerhalb der ersten Gemeinden die gläubigen Juden auch als “Hebräer” bezeichnet, um sie von den am mosaischen Gesetz hängenden Juden zu unterscheiden. Aus dem Zusammenhang des Hebräerbriefes ist jedenfalls klar ersichtlich, dass er an die an Christus gläubigen Juden gerichtet war.
Der Verfasser geht darin unter anderem ausführlich auf Personen und religiöse Rituale des Alten Testamentes ein, womit die Hebräer bestens vertraut waren. Weiterhin erläutert er deren Beziehung zu Christus und zeigt dabei deutliche Unterschiede zwischen dem Alten und dem Neuen Bund auf.

Für ein klares Bibelverständnis und einem gesunden Glauben ist es entscheidend, wie gut wir die Beziehung beider Testamente zueinander, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen ihnen kennen.
So wird z.B. die Sünde, bzw. moralische Werte immer gleich beurteilt. Gott hat sich in seinem Wesen nicht verändert (Mal.3; Hebr.13). Auch hat der Glaube an Gott im Alten wie im Neuen Testament den selben Stellenwert. So können sogar die Gläubigen der alten Zeit uns bis Heute zum Vorbild sein (Hebr.11).

Ganz wichtig ist es dann auch, dass wir die wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Testamenten beachten. Die Frömmigkeit des Neuen Bundes besteht nicht mehr aus äußerlichen Formen, sondern aus geistlichen Inhalten. Die Gläubigen des Alten Bundes waren geistlich nicht wiedergeboren, wie es die Gläubigen heute sind. Gottesdienst und wirkliche Anbetung geschieht heute nicht mehr durch äußere Formen, sondern in Geist und Wahrheit (Joh.4).

Insbesondere auf die Unterschiede zwischen dem Alten und Neuen Bund geht der Hebräerbrief ausführlich ein. Als dieser Brief geschrieben wurde, wurde der Tempeldienst in Jerusalem noch im vollen Umfang praktiziert. Dennoch hatte er seit dem Erlösungswerk durch Jesus seine Gültigkeit verloren, mitsamt allen gottesdienstlichen Ritualen, Opfern, Vorschriften, dem Priestertum, etc.. Fortan sollte nur noch der Neue Bund der Gnade bestehen mit neuen Gottesdiensten und besseren Verheißungen.

Für die Hebräer bestand nun das Problem, dass sie zwar an Christus glaubten und den Inhalten des Neuen Bundes im Prinzip zustimmten, jedoch von ihrer Denkweise her den Praktiken des Alten Bundes noch total verhaftet waren. Obendrein wurden sie durch den enormen Verfolgungsdruck ihrer Volksgenossen in die gefährliche Versuchung gebracht, sich wieder ganz praktisch dem alttestamentlichen Gottesdienst des Tempels, bzw. der Synagogen zuzuwenden.
Aus Sicht dieses religiösen Hintergrundes bedeutete die Buße von toten Werken für sie, sich vom alten Denken zu lösen, dass äußere rituelle Formen des Alten Bundes weiterhin irgendeine geistliche Auswirkung hätten.
Tote Werke sind nutzlose Werke. In den Tempel zu gehen und Tiere zu opfern macht seit der Erlösung durch Jesus keinen Sinn mehr. Das gleiche gilt für die gesetzliche Einhaltung des Sabbats, die umfangreichen Speisevorschriften u.ä…

Der Hebräerbrief macht deutlich, dass nur ein Bund Gültigkeit haben kann und nicht zwei unterschiedliche zur selben Zeit. Gott will, dass wir die Wohltaten des Neuen Bundes empfangen. Doch solange jemand seine Frömmigkeit noch nach dem Alten Bund ausrichtet, kann er nicht die Segnungen des Neuen Bundes empfangen: “Wir haben einen Opferaltar, von dem diejenigen nicht essen dürfen, die der Stiftshütte (Sinnbild für den Alten Bund) dienen” (Hebr.13:10).

In der Kirchengeschichte können wir sehen, dass wann immer die Offenbarung des Wortes und die Kraft des Heiligen Geistes nachließen, sich sofort wieder tote Rituale entwickelten. Alttestamentliche Bräuche, Vorschriften usw. erlebten eine neue Renaissance. Wenn die Kraft Gottes in Gemeinden nachlässt, sind religiöse Rituale nämlich oft das Einzige, was die Gläubigen noch zusammenhält.
Manche dieser Rituale und Traditionen haben sich bis heute gehalten. Denken wir nur an den Aufbau mancher Kirchengebäude oder die Priester mit ihren Gewändern, an Weihrauch, Kerzen vorm Altar u.a..
Zum anderen gibt es aber auch Reigentänze zum Lobpreis, selbst entworfene Banner, Sternenmärsche im Kerzenschein, es wird das Schopharhorn geblasen und mancherorts besinnt man sich wieder auf alte jüdische Feste.

Solange diese und ähnliche Dinge einfach nur verschiedene Ausdrucksweisen unserer Beziehung zu Gott sind oder es lediglich um Stilfragen des Gottesdienstes geht, wie z.B. bei der Musik, ist das in Ordnung. Sobald aber geistliche Offenbarungen und Inhalte hinein interpretiert werden, sind diese Dinge schlichtweg falsch, weil sie sich wieder am alttestamentlichen Denken orientieren und weg vom Segen des Neuen Bundes. Es sind leere Formen oder tote Werke, die nur einen höheren geistlichen Standard suggerieren. Ob man nämlich den Gemeinderaum mit einem ansprechenden Poster dekoriert oder ein selbst entworfenes Banner an die Wand hängt ist einerlei. Das eine ist nicht “geistlicher” als das andere.

Das Paradoxe daran ist, dass manches, was in traditionellen Kirchen läuft, als “religiös” abgestempelt wird, während genauso tote Werke in freien Gemeinden als besonders “geistlich” und manchmal sogar als absolut notwendig gelten. Doch das eine ist wie das andere. Wir müssen beides gleich beurteilen. Meistens  haben diese Dinge wenig mit echten Inhalten des Neuen Bundes zu tun, sondern wurzeln in alttestamentlicher Frömmigkeit.

Der Mensch ist seit jeher religiös geprägt. Er ist fixiert auf äußerlich abrechenbare Frömmigkeit wie die Einhaltung von Regeln und Geboten und möchte viel lieber irgendwelche “geistlichen” Programme absolvieren. Doch im Wesentlichen geht es um das Herz und die innere geistliche Haltung. Das NT spricht vom geistlichen Wachstum, von echter Gemeinschaft mit Gott im Heiligen Geist,  vom Glauben des Herzens u.ä.. Diese Art von Frömmigkeit ist zunächst verborgen, wächst dann aber von innen nach außen und ist schließlich auch von anderen Menschen zu sehen.

Die Buße von toten Werken bleibt bis heute aktuell. Buße heißt umdenken, sich geistlich um orientieren und die richtige Richtung einschlagen.

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