Die eigene Gemeindeversammlung
(Eine kleine Komposition aus dem griechischen Grundtext)
Autor: Markus Rex
In den Evangelien lautet das hauptsächliche grch. Wort für Versammlung synagoge. Die Synagoge wurde der Begriff für die Versammlungsstätte der Juden. Sie wurden zerstreut und der Tempel zerstört. Ein anderer Ort für ihre Zusammenkünfte wurde notwendig. Auch, um sich von den Völkern abzusondern. Deshalb entstanden die Synagogen.
In der Zeit des AT bis zum Beginn der Apostelgeschichte gab es aus Gottes Sicht nur zwei Menschengruppen: Israel und die Heiden, bzw. die Juden und die Nationen. Die Evangelien, also die Zeit des Lebens und Dienstes Jesu auf der Erde, bilden eine Art Zwischenstufe zum NT. Jesus ging in den Tempel und besuchte die Synagoge. Er hielt aber auch eigene Versammlungen mit seinen Jüngern und für das Volk ab, außerhalb der Synagoge und des Tempels.
Nach dem Erlösungswerk und der Himmelfahrt Christi trafen sich Seine Jünger weiterhin separat. Ein weiteres griechisches Wort taucht auf: homu – „beisammen sein“. Bezüglich der Versammlung der Jünger erscheint es nur in Apostelgeschichte 2:1
„Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig beisammen.“
Ab hier nun geschah etwas. So, wie das Evangelium sich ausbreitete, verlor der Tempel in Jerusalem für die ersten Christen immer mehr an Bedeutung. Auf seinen Missionsreisen ging Paulus zwar zuerst in die Synagogen. Die gläubig gewordenen Jünger aber sollten sich separat treffen (siehe z.B. Apg.19:8-9). Die ersten Christen sollten sich also von der sie umgebenen Gesellschaft absondern: „Zieht aus von ihnen und sondert euch ab“ (2.Kor.6:17). Die Juden-Christen von den Juden und die Heiden-Christen von dem jeweiligen Volk.
Gott ist dabei, „aus den zweien, einen neuen Menschen zu machen“ (siehe Eph.2:14-18). Erinnern wir uns, bis dato gab es nur zwei Menschengruppen: Die Juden und die Nationen. Nun entsteht eine neue Gruppe von Menschen, die an Jesus Christus glauben. Damit für ihre Versammlung keine Verwechslung mit der Synagoge möglich ist, wird ein neues Wort gebraucht.
Paulus benutzt dafür einen Begriff aus der Verfassung der damaligen griechischen Städte: ekklesia = Versammlung oder Gemeinde.
„…an die Gemeinde (ekklesia) Gottes, die in Korinth ist…“ (1.Kor.1:2).
Es bedeutet wörtlich: „Die zur Versammlung der Bürgerschaft aufgerufenen“ oder: Die Herausgerufenen.
Die Gemeinde des NT sind also Menschen, die Gott aus ihrem bisherigen Umfeld herausgerufen hat, um nun für Ihn zu leben. Diese neue Menschengruppe sieht das NT als: Berufene Jesu Christi, Geliebte Gottes, berufene Heilige, Gemeinde Gottes, Gläubige, Treue, Leib Christi, u.a. (Röm.1:6-7; 1.Kor.1:2; Eph.1:2, 22-23).
Vormals war die Synagoge der Ort für gottesfürchtige Juden und Gott suchende Heiden. Vielleicht taucht das Wort synagoge aus diesem Grund noch einmal im Hebräerbrief auf, im Bezug auf die Gemeindeversammlung.
Der Hebräerbrief ist an Juden-Christen gerichtet. Aus dem Kontext geht hervor, dass sie wegen ihres Glaubens unter enormen Verfolgungsdruck standen. Dieser Druck kam teils von der jüdischen Religion und teils von der römischen Politik. Diese Belastung war so groß, dass sie versucht waren, der Gemeinde den Rücken zu kehren und ihren Glauben fortan unter dem „Dach“ der Synagoge zu leben.
Der Schreiber des Hebräerbriefes ermahnt sie nun: „und laßt uns aufeinander achtgeben …… indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen …“ (Hebr.10:24-25).
Das grch. Wort für „Versammlung“ an dieser Stelle lautet nicht ekklesia, sondern epi-synagoge. Die Vorsilbe epi stellt hier den Kontrast zur synagoge dar. Es gibt eben einen Unterschied zwischen „Versammlung“ und der „eigenen Versammlung“.
Den Gläubigen und an die Synagoge gewöhnten Juden-Christen sollte klar werden, dass die Synagoge nicht wirklich die eigene Versammlung ist.
Halten wir zum Schluss fest, ekklesia (die Herausgerufenen) ist der Begriff im NT, der die Gemeinde Jesu bezeichnet.
2.Thessalonicher 1:1,11
„Paulus und Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“
v.11 „Deshalb beten wir auch allezeit für euch, daß unser Gott euch der Berufung würdig mache…“
Jeder Christ ist berufen! Und zwar heraus aus der Welt, hinein in die Gemeinde weltweit und in die eigene Versammlung vor Ort um fortan Gott zu dienen.